Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 2)

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Schott. 
Untersuchung des 
Geistes 
vorbehalten sie zu stürzen durch den Zulass der grossen Idee der 
N othwendigkeit und durch den Beweis, dass der Betrag der Arbeits- 
löhne in einem Lande die unvermeidliche Folge der Verhältnisse 
dieses Landes sei und mit den Wünschen eines Einzelnen oder 
auch einer Klasse nichts zu thun habe. Allen Gebildeten ist dies 
jetzt eine wohlbekannte Wahrheit. Ihre Entdeckung hat den Begriff 
der Dankbarkeit aus dem Geldverhältniss zwischen Arbeitgebern 
und Arbeitern entfernt und die Einsicht herbeigeführt, dass Diener 
und Arbeiter, die Lohn empfangen, nicht mehr Ursache zur Dank- 
barkeit haben, als die, welche sie bezahlen. Denn da das Fest- 
stellen des Lohns nicht von der Willkür abhängt, so kann das 
Bezahlen desselben keine Gnade enthalten. Der ganze Prozess 
ist ein nothwendiger und die Folge früherer Verhältnisse. Kaum 
war das 18. Jahrhundert verstrichen, so wurde diese wichtige Ent- 
deckung vervollständigt. Es wurde unwiderleglich bewiesen, dass 
der Lohn für Arbeit ganz allein von zwei Dingen abhängt, nämlich 
der Grösse des nationalen Fonds, aus dem alle Arbeit bezahlt 
wird, und der Zahl von Arbeitern, unter die sich dieser Fond ver- 
theilt.  
Diesen grossen Schritt unseres Wissens verdanken wir haupt- 
sächlich, obgleich nicht gänzlich Malthus, dessen Werk über Be- 
völkerung nicht nur Epoche in der Geschichte des speculativen 
Denkens macht, sondern auch schon bedeutende praktische Resultate 
hervorgebracht hat und ohne Zweifel noch bedeutendere hervor- 
bringen wird. Es wurde 1798 veröffentlicht, so dass Adam Smith, 
der 1790 starb, die Genugthuung nicht haben konnte, seine An- 
sichten eher ausgedehnt als berichtigt zu sehen. Ohne Adam Smith 
würde es allerdings keinen Malthus gegeben haben, d. h. ohne 
seine Grundlage könnte Malthus den Oberbau nicht errichtet haben. 
Adam Smith hat mehr als irgend ein anderer den Begriff gleich- 
mässiger und nothwendiger Folgerichtigkeit in die launenhaften 
Erscheinungen des Reichthums eingeführt und diese Erscheinungen 
mit Hülfe von Principien studirt, denen nur die Selbstsucht den 
Stoff gab. Nach seiner Ansicht haben die Arbeitgeber kein Wohl- 
wollen, kein Mitgefühl, keine Tugend irgend einer Art. Ihr 
einziger Zweck ist ihr eigenes selbstsüchtiges Interesse. Sie 
haben immer eine stillschweigende, wenn nicht eine offene 
Uebereinstimmung, die niederen Klassen an dem Gewinne 
steigender Löhne zu hindern; und sie thun sich bisweilen zu- 
sammen, um die Löhne sogar unter ibren wirklichen Bestand
	        
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