des
während
Jahrh.
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unter uns ab. Wenn wir aber auch einräumen, dass er alles
Mögliche von andern aufgenommen, so müssen wir doch ehrlich
gestehen, dass niemals ein Einzelner einen so gewaltigen Schritt
in einer so bedeutenden Angelegenheit that, und dass uns kein
einzelnes Buch erhalten worden ist, welches so viele Ansichten
enthält, die zu ihrer Zeit neu waren, aber durch spätere Erfahrung
bestätigt worden sind. Was aber für unsern gegenwärtigen Zweck
von höchster Wichtigkeit ist, er gelangte zu diesen Resultaten da-
durch, dass er aus Principien schloss, die ausschliesslich aus der
selbstsüchtigen Seite der menschlichen Natur entnommen waren,
und dass er die Regungen des Mitgefühls, von denen jedes mensch-
liche Wesen wenigstens etwas besitzt, ganz wegliess, weil er sie
nicht in Betracht ziehen konnte, ohne ein Problem hervor-zubringen,
dessen unzählige Verwickelungen zu entwirren unmöglich gewesen
sein würde.
Um also sein Unternehmen nicht vereitelt zu sehen, vereinfachte
er das Problem durch Weglassung der Prämissen, welche er schon
in seiner „Theorie der sittlichen Gefühle" als der mensch-
lichen Natur eigen, behandelt hatte. Im Anfange seines „National-
reichthums" stellt er zwei Sätze auf: erstlich aller Reichthum
wird nicht aus dem Boden, sondern aus der Arbeit gewonnen,
und zweitens die Summe des Reichthums hängt theils von der
Geschicklichkeit ab, womit die Arbeit geleitet wird, und theils von
der Proportion der Zahl derer die arbeiten, zu der Zahl derer die
nicht arbeiten. Der übrige Theil des Werkes ist eine Anwendung
dieser Principien, um das Wachsthum und den Mechanismus der
Gesellschaft zu erklären. Bei ihrer Anwendung nimmt er überall
an, dass die grosse bewegende Macht in allen Menschen, in allen
Interessen und in allen Klassen, in allen Zeitaltern und in allen
Ländern die Selbstsucht ist; die entgegengesetzte Macht des Mit-
gefühls scbliesst er gänzlich aus; ich erinnere mich kaum eines
Beispiels in der ganzen Ausdehnung des Werkes, wo auch nur das
Wort vorkäme. Die ihm zum Grunde liegende Annahme ist, jeder
Mensch folge ausschliesslich seinem eigenen Interesse oder was er
für sein Interesse ansieht. Und ein eigenthümlicher Zug seines
Buches ist zu zeigen, dass, die GeSellStlhaft 318 ein Ganzes
genommen, es sich fast immer ereignet, dass die Menschen durch
die Beförderung ihres eigenen Interesses, ohne es zu wollen, das
Interesse Anderer befördern. Daher ist die grosse praktische Lehre
diese, die Selbstsucht nicht zu zügeln, sondern aufzuklären; denn
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