des
während
J ahrh.
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den die verschiedenen Stände zeigen, so die Reizbarkeit der
Dichter verglichen mit der Kaltblütigkeit der Mathematiker-y")
ebenso bringt es die sociale Differenz der beiden Geschlechter
hervor, dass sich die Männer mehr durch Grossmuth und die Frauen
mehr durch Humanität auszeichnen. 48) Alle diese Ergebnisse zeigen,
Wie das Mitgefühl thätig ist, und sind die entfernteren aber immer
noch directen Wirkungen dieses Princips. Ja wir können auf
dasselbe sogar die kleinsten Charakterzüge zurückführen. So sind
z. B. Stolz und Eitelkeit davon abhängig, obwohl beide Leiden-
schaften oft mit einander vermengt werden und oft in demselben
Gemüthe auf eine auffallende Weise durcheinander gehen. 49)
Mitgefühl ist also die Haupttriebfeder des menschlichen Betragens.
Es entspringt nicht sowohl aus der Beobachtung der Leidenschaften
Anderer, als aus der Beobachtung der Lage, wodurch diese Leiden-
schaften erregt werden. 5") Diesem einfachen Prozess verdanken
wir nicht nur die höchsten Principien, sondern auch die tiefsten
Gemüthsbewegungen. Denn die grösste Liebe, deren wir fähig
sind, ist blos ein Mitgefühl, welches sich als Gewohnheit festgesetzt
hat; und die Liebe, welche zwischen den nächsten Angehörigen
besteht, liegt nicht ohne weiteres in ihnen, sondern entspringt aus
diesem mächtigen herrschenden Princip, unter dessen Leitung alle
Angelegenheiten stehen. 5')
47) Theory of Moral Seniimcnts, I, 172-174.
43) "Humanity is the virtue of a woman, generosity of a man. The fair sex, who
have commonly much more tenderness than ours, have seldom so much generosity."
Smitlfs Tkcory of Moral Sentiments, II, 19. Es sind noch nicht Thatsachen genug
gesammelt, nach denen wir diese Bemerkung beurtheilen könnten, und die nachlässige
Erfahrung einzelner Beobachter ist hinsichts eines so grossen Gegenstandes sehr gering
unznschlagen. Ich wage jedoch die Richtigkeit der Adam Smith'schen Unterscheidung
zu bezweifeln, Frauen namentlich sind im Ganzen ebensowohl edehnüthiger, als auch
zärtlicher als Männer. Aber der Beweis einer solchen Behauptung würde die ausge-
dehntesten Untersuchungen eines gewissenhaften Analytikers erfordern; und jetzt giebt
es noch nicht einmal ein erträgliches Werk über die geistige Eigenthümlichkeit, wo-
durch sich die Geschlechter unterscheiden, und es wird auch keins geschrieben werden,
bevor Physiologie und Biographie vereinigt werden.
49) Theory of Moral Sentiments, II, 115-122.
5") "Sympathy, therefore, does not arise so mueh from the view of the passion,
Es from that of the situation "which excites it." Smitlüs Theory of Moral Sentiments,
I, e.
54) "What is called aifection, is, in reality, nothing but habitual sympathy."
Smitlfs Theory of Moral Sentiments, II, 63. „In some tragedies and romances, we
meet With many beautiful and interesting sceues, founded upon what is called the