während des
Jahrh.
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18. Jahrhunderts, als die politische Philosophie eine wissenschaft-
liche Form annahm, viele sonst wohlunterrichtete Leute den poli-
tischen Oekonomisten ihre Hartherzigkeit vorwarfen. Diese Tadler
konnten nicht begreifen, dass die Wissenschaft nicht construirt
werden könnte, wenn es nothwendig wäre, alle grossmüthigen und
wohlwollenden Gefühle in ihrer ganzen Ausdehnung mit hineinzu-
nehmen. Der politische Oekonomist will die Gesetze des Reich-
thums entdecken, und diese sind viel zu verwickelt, um aus allen
diesen Gesichtspunkten erforscht zu werden. Er wählt daher einen
dieser Gesichtspunkte und abstrahirt die Gesetze, wie sie sich in
dem selbstsüchtigen Theile der Menschennatur zeigen. Und hieran
thut er recht aus dem einfachen Grunde, weil die Menschen in
dem Streben nach Reichthum mehr ihre eigene als die Befriedigung
Anderer ins Auge fassen. Er löscht daher wie der Geometer aus
seinen Prämissen einen Theil aus, um den übrigbleibcnden mit
desto grösserer Leichtigkeit behandeln zu können. Aber wir müssen
uns immer erinnernfdass die politische Oekonomie zwar eine tiefe
und schöne Wissenschaft, aber nur die Wissenschaft einer Ab-
theilung des Lebens ist und sich auf der Unterdrückung eines
Theils der Thatsachen gründet, welche in allen grossen Gesell-
schaften im Ueberfluss vorhanden sind. Sie unterdrückt, oder was
auf dasselbe hinausläuft, sie lässt ausser Acht manche hohe und
grossmüthige Gefühle, die wir nur schwer entbehren könnten. Wir
dürfen daher ihre Folgerungen nicht alle anderen Folgerungen
beherrschen lassen. Wir können sie in der Wissenschaft annehmen
und doch in der Praxis verwerfen. So sagt z. B. der politische
Oekonom, wenn er sich auf sein eigenes Fach beschränkt, mit
gutem Recht, dass es eben so absurd als schädlich sei, wenn eine
Regierung es unternähme, dem Arbeiterstande Beschäftigung zu
verschaffen. Diese Behauptung kann er als politischer Oekonom
beweisen, und dennoch mag es trotz ihrer wissenschaftlichen Wahrheit
für eine Regierung praktisch richtig sein, das gerade Gegentheil
zu thun. Für eine Regierung mag es richtig sein, die Beschäftigung
zu beschaffen, wenn das Volk so unwissend ist sie zu verlangen,
und zugleich die Macht hat das Land in Anarchie zu stürzen,
wenn die Forderung abgeschlagen wird. Hier umfasst der Gesichts-
punkt des Politikers alle Prämissen, während der politische Oekonom
nur einige davon aufgenommen hatte. Eben so geht es aus der
Wissenschaft der politischen Oekonomie hervor, dass es Unrecht
ist dem Armen beizustehen, denn nichts ist besser bewiesen, als