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Span.
des
Geschichte
Geistes
Alles dies hatte jedoch wenig Macht über die Gestaltung seines
öffentlichen Betragens. Er musste den Richtungen der Zeit und
des Landes, in dem er lebte, gehorchen. Und das Wesen dieser
Richtungen erschien noch deutlicher nach seinem Tode, wo der
Spanische Thron langer als 40 Jahre mit einem Könige besetzt
war, der ihn in seinen besten Jahren erbte, und dessen Regierung
ganz besonders interessant ist als ein Symptom und eine Folge der
Geistesverfassung des Volks, über das er herrschte.
Philipp II., der 1555 auf Karl V. folgte, war in der That im
hohen Grade ein Geschöpf seiner Zeit, und der ausgezeiehnetste
unter seinen Biographen nennt ihn sehr passend den vollkommen-
sten Typus des Volkscharaktersßl) Sein Lieblingsgrundsatz, der
den Schlüssel zu seiner Politik giebt, war: „Es sei besser gar
nicht, als über Ketzer zu herrschenfftls) Ausgerüstet mit der höch-
sten Gewalt richtete er seine ganze Thatkraft darauf, diesen
Grundsatz ins rWerk zu setzen. Sobald er erfuhr, dass die Pro-
testanten in Spanien Anhänger fanden, bot er Alles auf, um die
Ketzerei zu erstiekenfg) und die allgemeine Stimmung des Volks
unterstützte ihn darin so wunderbar, dass er ohne alle Gefahr
einen Glauben, der alle andern Länder Europas zerrüttete, unter-
drücken konnte. In Spanien erstarb, nach einem kurzen Kampf,
die Reformation gänzlich, und in etwa zehn Jahren War ihre letzte
urtheilsfreier Autor zieht: "Tortuous as was sometimes the polißy of the empernr, he
never, like Franeis, aeted with treachery; his mind had too much of native grandeur
for such baseness. Sincere in religion and friendship, faithful to his word, clement
beyond example, liberal towards his servants, indefagitable in his regal duties, anxious
for the welfare of his subjects, and gengrally blameless in private life, his character
will not suffer by a comparison with that of any monarch of his times." Dunhmnäe
History of Spam, V, 41. „C1emency was the basis of his character," p. 30.
47) "The Spaniards, as he grew in years, beheld, with pride und satisfaction, in
their future sovereign, the most parfect type of the national character." Prescoffs
History of Philip II., l, 39. Ebenso in Motlejzjs Durch Republic, I, 128, „he was
entirely a Spaniard"; und in Lafuente, Historie: de Espaäa, I, 155, „per0 el reinado
de Felipe fuö todo Espaüol."
48) Preso0lt'8 Pkilip II., I, 68, 210, II, 26. WatsonCe Plailzja II., p. 55. Vergl.
Flaum], Histoire Eccläsiastiq-zee, XXXIV, 273.
49) „Como era, tan zeloso en 1a extirpacion de 1a heregia, uno de sus primeros
cuidadbs fuä'e1 castigo de los Luteranos; y ä presencia suya, se executö en Valladolid
a1 die, ocho de Octubre el suplicio de muchos reos de este delito." Jlliäana, Gan-
iinuacion de Marivum, LX, 212.