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Geistes
Schott.
des
Untersuchung
18. Jahrhunderts alle grossen Denker dem deductiven Verfahren
folgten, und dass es aus den wenigen Beispielen von Induction,
welche ihre Werke enthalten und aus den Schritten, die sie nach-
her thaten, hervorgeht, dass sie diese lnductionen für an sich
unbedeutend und nur insofern für bedeutend hielten, als sie Prä-
missen für eine neue und zwar deductive Untersuchung hergaben.
Da die verschiedenen Facher unseres Wissens bis jetzt noch niemals
zusammengestellt und als ein Ganzes behandelt worden sind, so
hat vielleicht Niemand die Allgemeinheit dieser Bewegung in
Schottland und die Ausdehnung bemerkt, in welcher sie durch
jede Wissenschaft hindurchgeht und alle Phasen des Gedankens
beherrscht. Um daher die Kraft, womit sie wirkte, aufzuzeigen,
will ich jetzt ihre Wirksamkeit in allen Hauptformen der Specu-
lation, der physischen sowohl als der moralischen, untersuchen,
und zeigen, dass in einer jeden dieselbe Methode angewandt wurde.
Dazu muss ich der Klarheit wegen nach der natürlichen Anordnung
der verschiedenen Gegenstände vorgehen, will aber, so oft es
möglich ist, auch der chronologischen Ordnung folgen, in welcher
der Schottische Geist sich entwickelte, so dass wir nicht nur den
Charakter dieser bedeutenden Literatur, sondern auch die Stufen
ihres Wachsthums und die erstaunliche Geistesstarke verstehen
können, womit sie sich aus den Fesseln des Aberglaubens befreite.
Den Anfang der bedeutenden weltlichen Philosophie Schottlands
verdanken wir ohne Zweifel Francis Hutcheson. 11) Dieser aus-
gezeichnete Mann wurde zwar in Irland geboren, war aber von
Schottischer Familie und erhielt seine Erziehung auf der Universität
Glasgow; dort wurde er auch 1729 zum Professor der Philosophie
ernannt. 12) Durch seine Vorlesungen und seine Werke breitete er
einen Geschmack an kühnen Forschungen über Gegenstände von
der tiefsten Bedeutung aus, Gegenstände, über die sich, wie man
früher geglaubt hatte, nichts Neues lernen liesse; denn bis dahin
M) Siehe einen Brief von Sir James Mackintosh an Parr, in Mackintoslfs Memoirs,
London 1835, I, 334. „To Hutcheson the taste for speculation in Scotland, und all
the philosophical opinions (except the Berkleian Humism) may be traced." M. Cousin
(Histoire de la Plvilosaphdc, premiöre särie, IX, 35, Paris- 1846) bemerkt, vor Hut-
91195011 „i1 lfavait paru en Ecosse ni un äcrivain ni un professeur de philosophie un
peu remarquable."
42) TytZeWs Memoirs of Kames,
Philosoplzy, I, III, London 1755, 4to.
Edinburgh
1814,
223.
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H utaheson 's