Während
des
Jahrh.
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die Gelehrtenschulen hatten die Geistlichen eine eben so grosse
Gewalt wie über die Universitäten. S) Ferner stellten sie an und
setzten ab die Lehrer von jedem Grade, von den Dorfsehulmeistem 9)
bis zu den Hauslehrern in Privatfamilien, und Alles ganz nach
ihrem Belieben. S0 trat jede Generation, wie sie aufwuchs, unter
ihren Einiiuss und wurde ihren Begriiffen unterthänig. Sie nahmen
den Geist Schottlands, so lange er noch jung und biegsam war,
in ihre Hand und beugten ihn unter ihre Methode. Daher wurde
diese Methode die herrschende, sie war überall obenauf; keine
Stimme erhob sich dagegen und kein Mensch hatte einen Begriff
davon, dass es mehr als Einen Weg zur Wahrheit gebe, oder dass
die menschliche "Vernunft zu irgend etwas Anderem nütze sei, als
aus Voraussetzungen zu deduciren, welche nicht auf dem" Wege
der Induction zu untersuchen wären.
Der inductive und analytische Geist war also unbekannt; der
deductive oder synthetische Geist wurde allein begünstigt, und
daher kam es im Anfange des 18. Jahrhunderts, als die schon
erwähnten Verhältnisse eine grosse intellectuelle Bewegung ver-
anlassten, dass diese Bewegung zwar neu in ihren Ergebnissen,
aber niehtneu in der Methode war, wodurch diese Ergebnisse
erlangt wurden. Es wurde wirklich eine weltliche Philosophie ein-
geführt und die bedeutendsten Männer hörten auf theologisch zu
sein und wurden wissenschaftlich. Aber das theologische Verfahren
hatte Schottland so vollkommen eingenommen, dass selbst Philo-
sophen nicht im Stande waren sich von seiner Methode los zu
machen, und dass, wie ich sogleich zeigen werde, die inductive
Methode keinen Einfluss auf sie erlangte. Diese höchst merk-
würdige Thatsache ist der Schlüssel zu der Geschichte Schottlands
im 18. Jahrhundert, und erklärt manche Begebenheiten, welche
3) Im Jahre 1632 waren „die Prediger" von Perth höchlich unzufrieden mit John
Rows Anstellung an der Gelehrtenschule ohne ihre Einwilligung. Siehe The Chronicle
of Perth, p. 33, wo es heisst, dass folglich "thair wes much outcrying in the pulpett."
9) Siehe z. B. Minutes of tlze Presbyteries of St. Andrews und Oupar, p. 66, S3,
84, 118. Ein Protokoll besagt, dass im Januar 1648, „The Presbyterie ordained that
all young students, who waittes on noblemen or gentlemen within thir bounds, aither
110 teach ther children, or catechise and pray in 1111er fßmilies, '00 freqllcnt the Pres-
byterie, that the brether may cognosce what they ar reading, and what proßciencia
they make in ther studies, und to know also ther behaviour in the said families, und
of their affectione to the Covenant and present religione." p. H8. Vergl. Seleotione
from the Registers of tlw Presbytery of Lanark, n. 56, 65.