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Untersuchung
Schott.
des
Geistes
inductiven Methode so überzeugt, dass sie ohne Bedenken ver-
sicherten, Gott habe seine Wünsche dem Menschen durch Syllo-
gismen (formelle Schlüsse) mitgetheiltß)
Es liess sich natürlich erwarten, dass die Geistlichen, welche
diese Ansichten über die besten Mittel, wie man zur Wahrheit gelange,
hegten, ihr Möglichstes thaten das Volk auf ihre Seite zu bringen, und
sich bemühten, ihre Untersuehungsmethode zur vollkommenen Herr-
schaft über die entgegengesetzte zu bringen. Und dies war nicht gerade
schwer. Die vorherrschende Leichtglaubigkeit war ein bedeutender
Umstand zu ihren Gunsten, denn sie liess die Menschen die Sätze
williger annehmen als untersuchen. Wenn sie aber angenommen
waren, so brauchte man von ihnen nur weiter zu schliessen; da
nun die thätigsten Geister Schottlands fortdauernd mit dieser Pro-
cedur beschäftigt waren, so wurden sie vollkommen Meister darin,
und diese Meisterschaft; erhöhte noch den Ruf derselben. Ausser-
dem hatten die Geistlichen, die eifrigen Vertheidiger dieser Methode,
alle Quellen der Erziehung, sowohl die öifentlichen als die privaten,
monopolisirt. In keinem andern protestantischen Lande haben sie
die Universitäten so gänzlich unter sich gehabt; nicht nur die
Lehren, die vorgetragen, sondern auch die Art und Weise, wie sie
gelehrt wurden, standen in Schottland unter der Aufsicht der
Kirche. 7) Diese Macht benutzten sie natürlich zur Verbreitung
ihrer eigenen Methode, wie man zur Wahrheit gelange; und so
lange ihre Macht unvermindert blieb, war es kaum möglich für die,
entgegengesetzte oder inductive Methode Gehör zu gewinnen. Ueber
6) "Christ from heaven proposeth a syllogism to Sau1's fury." Rutherforcfs Christ
Dying, p. 180. „'l'he conclusion of a practical syllogism, whereby the believer cou-
clndeth from the gospel that he shall be saved." Durlmnis Law unsealed, p, 97.
„All assurance is by praetieal syllogism, the ürst whereof must needs be a Scripture
truth." Gragfs Precious Promises, p. 139.
7) Bower (History of tlw University of Edinburgh, I, 217) sagt: „The history
of the universities und of the church is, in modern Europe, and perhaps in every
other civilized portion of the globe, very nearly counected. They are more nearly
eonnected in Scotland thzm in any other civilized country called Protestant; because
the General Assembly have the legal power of inquiring into the economy of the in-
sütutions, both as it respects the mode of teaching, and the doctrines, whether reli-
gious, moral, or pbysical, which are taught." Spalding giebt unter dem Jahre 1639
ein Beispiel von der Macht der Generalversammlung in „the Collage of Old Aberdeen."
Sßvllding? History of the Troubles, I, 178. Siehe auch über die Gewalt der General-
versßmmlllngiiber die Universitäten ein interessantes kleines Buch betitelt Tke Govern-
man! und Order of the Uimroh of Scothmd, Edinburgh 1690, p. 25.