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Untersuchung
des
Schott.
Geistes
mit der Erfahrung zu beginnen, sondern mit Principien, welche
unerforschlich sein sollen, und welche wir ohne Weiteren Anstand
zu glauben haben. Und ich brauche den Leser kaum daran zu
erinnern, dass diese Philosophie, sobald sie bei uns eingeführt war,
die kühnen Untersuchungen hervorbrachte, die bald zum Stürze
der Englischen Kirche unter Karl I. führten. Von dieser furcht-
baren Niederlage erholte sich unsere Geistlichkeit eine Zeitlang
und theilweise; aber da ihr anscheinender Erfolg unter Karl 1I.
sich von politischen Veränderungen herschrieb und nicht von
socialen, so konnte sie ihre Herrschaft über die Gesellschaft nicht
wiedergewinnen, und wenn die Nation nicht zurückgeht, so ist
keine Möglichkeit da, dass sie sie je wiedererlangen sollte. Ueber
Geister niederen Ranges übt die Geistlichkeit noch grossen Einfluss
aus; aber die Baconische Philosophie hat durch den übeln Ruf, in
den sie die Lieblingsmethode der Theologen gebracht, die Grund-
lage ihres Systems untergraben. Von dem Augenblick an, wo die
Art ihrer Untersuchung ihr Ansehen verlor, war das Geheirnniss
ihrer Macht dahin. Von dem Augenblick, wo die Menschen zuerst
darauf bestanden, die Haltbarkeit der ersten Principien zu unter-
suchen, statt sie ohne Untersuchung hinzunehmen und sich ihnen
in Deniuth als einer Sache der Religion und des nothwendigen
Glaubens zu unterwerfen; von dem Augenblick an sind die Theo-
logen von einem Posten zum andern getrieben und immer. vor dem
Druck der vorrückenden Wissenschaft zurückweichend gezwungen
werden, eine Schanze nach der andern zu verlassen; und was sie
von ihrem vorigen Gebiete gerettet haben, ist kaum noch der Ver-
theidigung werth. Als letztes Mittel beschlossen sie am Ende des
18. Jahrhunderts die Waden ihrer Gegner zu gebrauchen; und
Paley und seine Nachfolger erweiterten den Entwurf, den Ray und
Derham schwach vorgezeichnet hatten, und suchten durch geschickte
Anwendung der inductiven Methode ihre Partei für das Fehlschlagen
der deductiven Methode zu entschädigen. Aber mit ihrem gescheidt
gefassten Plane ist es zu nichts. gekommen. Es wird jetzt all-
gemein zugegeben, dass sich nichts damit machen lässt und dass
es unmöglich ist, die alten theologischen Voraussetzungen durch
eine Reihe induetiver Raisonnements zu begründen. Darüber sind
die ansgezeiehnetsten Philosophen mit den ausgezeichnetsten Theo-
logen einig; und seit Kant in Deutschland und Coleridgc in Eng-
land ist keiner unserer bedeutendsten Männer selbst von der
Geistlichkeit zu dem Plane zurückgekehrt, den Paley zwar kräftig