Schott.
Untersuchung des
während
Geistes
des
Jahrh.
401
erzeugte weltliche Philosophie eine inductive Gestalt an, legte
individuelle und speeifische Erfahrung zum Grunde und suchte
dadurch die allgemeinen traditionellen Begriffe, Worauf alle Kirchen-
gewalt gegründet ist, umzustürzen. Der Plan war, dass man keine
Principien annehmen wollte, welche nicht durch Thatsachen fest-
gestellt werden konnten, während man nach der entgegengesetzten
theologischen Methode die Thatsachen zwingt, den Principien zu
weichen. In dem ersten Falle geht die Erfahrung der Theorie
voran, in dem letzteren geht die Theorie der Erfahrung voran und
beherrscht sie. In der Theologie werden gewisse Principien als
ausgemacht angenommen; nun gilt es für gottlos, diese in Zweifel
zu ziehen, und so bleibt uns nichts übrig, als von ihnen aus
weiter fort zu schliessen. Dies ist die deductive Methode. Die in-
ductive Methode andererseits will nichts zugestehen, sondern besteht
darauf von unten nach oben zu schliessen, und verlangt für uns
die Freiheit, die Principien selbst in Erfahrung zu bringen. In
einem vollständigen System unserer Wissenschaft, und wenn alle
unsere Hülfsmittel vollständig entwickel und, was am Ende ge-
schehen muss, geordnet sein werden, sind beide Methoden nicht
feindselig gegen einander, sondern ergänzen und verbinden sich
zu einem und demselben Verfahren. Gegenwärtig sind wir jedoch
von einem solchen Erfolge noch weit entfernt; und jeder Einzelne
ist nicht nur zu einer Methode mehr als zu der andern aufgelegt,
sondern wir finden auch historisch, dass verschiedene Zeitalter und
verschiedene Länder sich durch das Maass, in Welchem eine dieser
beiden Verfahrungsarten vorgeherrscht hat, charakterisiren lassen,
und finden ferner, dass ein Studium dieses Gegensatzes der sicherste
Weg zum Verständniss des intellectuellen Zustandes einer Periode ist.
Dass die inductive Philosophie sich sogar mehr durch ihre
weltlichen als durch ihre wissenschaftlichen Tendenzen auszeichnet,
wird jedem einleuchten, der die Epochen beobachtet, wo sie am
thätigsten war und die meisten Anhänger besass. Hiezu bietet die
Geschichte des Französischen Geistes im I8. Jahrhundert ein gutes
Beispiel. Dort können wir nach dem Tode Ludwigs XIV. die
Verbindung zwischen dem Gedeihen der inductiven Methode und
dem darauf folgenden Umsturz der gallieanischen Kirche deutlich
verfolgen. Ebenso war in England das Aufkommen der Baconi-
sehen Philosophie mit ihrer Bestimmung, die alten Grundsätze der
neuen Erfahrung zu unterwerfen, der schwerste Schlag, der den
Theologen je beigebracht worden ist, deren Methode es ist, nicht
Buckle, Gesch. d. (Zivilisation. II. 26