Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 2)

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Untersuchung des 
Schott. 
Geistes 
liches Missfallen erregt hatte, so begnügten sie sich nicht mit 
gewaltsamer Trennung, sondern sie bemühten sich ihr Herz zu 
verderben, es gegen ihr eigenes Kind zu verhärten und sie zur 
Theilnehmerin an der That zu machen. In einem solchen Falle, 
der in den Registern der Kirche von Glasgow erwähnt wird, lud 
die Kirchenversammlung der Stadt eine Frau vor sich, blos weil 
sie ihren eigenen Sohn nach der Excommunication durch die Geist- 
lichkeit in ihr Haus aufgenommen, und so wirksam bearbeiteten 
sie ihr Gemüth, dass sie sich zu dem Versprechen bewegen liess, 
nicht blos die Thüre vor ihrem Kinde zu verschliessen, sondern 
auch Beistand zu leisten, ihn dem Strafgericht zu überliefern. Sie 
hatte mit ihrer Liebe zu ihm gesündigt, sie hatte sogar darin 
gesündigt, dass sie ihm Obdach gegeben hatte, aber, sagt das 
Kirchenregister, „sie versprach es nicht wieder zu thun, und wenn 
er das nächste Mal käme, es den Richtern anzuzeigen." m) 
Sie versprach es nicht wieder zu thun. Sie versprach zu ver- 
gessen, wen sie unter ihrem Herzen getragen und an ihrer Brust 
genährt hatte; sie versprach ihr Kind zu vergessen, das so oft 
auf ihrem Schoosse gesessen, das in ihren Armen geschlafen und 
dessen zarte Jugend sie bewacht und gepflegt hatte. Alle die 
theuersten Erinnerungen vergangener Tage, Alles was die schönste 
Form menschlicher Liebe geben und empfangen kann, Alles was 
uns in der Erinnerung erfreut und die Aussicht ins Leben erheitert, 
Alles! war vorbei und verschwand aus dem Herzen der armen Frau 
auf das Geheiss ihrer geistlichen Tyrannen. Mit einem unmensch- 
lichen Griff war Alles zerstört; so mächtig waren die Künste dieser 
Menschen, dass sie die Mutter bewogen, gegen ihren eigenen Sohn 
mitzuwirken und ihn an sie auszuliefern. Sie bedeckten ihre Seele 
durch diese Reinigung von der Liebe. Von diesem Tage an war 
ihrvGemüth unrein. Sie hatte ebenso sehr sich selbst als ihren 
Sohn verloren. So etwas zu hören bringt unser Blut von Neuem 
in Aufruhr und ist genug einen Sturm in unserm innersten Herzen 
zu erregen; aber es mit angesehen zu haben, mitten in diesen 
Verhältnissen gelebt zu haben, ohne sich dagegen zu empören, 
das ist uns völlig unbegreiflich und beweist, wie vollkommen die 
 
903) Ich schreibe wörtlich aus von Wodrozxfs Uolleotions Wen tke Liwes qf Ministers 
of the Olmrch of Scotland, II, part II, p. 71. Vorher hatte man einen Befehl von der 
Regierung erlangt, "requiriug the mugistrates to expell furth of the Toun all excomu- 
nicated persons."
	        
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