398
Untersuchung des
Schott.
Geistes
liches Missfallen erregt hatte, so begnügten sie sich nicht mit
gewaltsamer Trennung, sondern sie bemühten sich ihr Herz zu
verderben, es gegen ihr eigenes Kind zu verhärten und sie zur
Theilnehmerin an der That zu machen. In einem solchen Falle,
der in den Registern der Kirche von Glasgow erwähnt wird, lud
die Kirchenversammlung der Stadt eine Frau vor sich, blos weil
sie ihren eigenen Sohn nach der Excommunication durch die Geist-
lichkeit in ihr Haus aufgenommen, und so wirksam bearbeiteten
sie ihr Gemüth, dass sie sich zu dem Versprechen bewegen liess,
nicht blos die Thüre vor ihrem Kinde zu verschliessen, sondern
auch Beistand zu leisten, ihn dem Strafgericht zu überliefern. Sie
hatte mit ihrer Liebe zu ihm gesündigt, sie hatte sogar darin
gesündigt, dass sie ihm Obdach gegeben hatte, aber, sagt das
Kirchenregister, „sie versprach es nicht wieder zu thun, und wenn
er das nächste Mal käme, es den Richtern anzuzeigen." m)
Sie versprach es nicht wieder zu thun. Sie versprach zu ver-
gessen, wen sie unter ihrem Herzen getragen und an ihrer Brust
genährt hatte; sie versprach ihr Kind zu vergessen, das so oft
auf ihrem Schoosse gesessen, das in ihren Armen geschlafen und
dessen zarte Jugend sie bewacht und gepflegt hatte. Alle die
theuersten Erinnerungen vergangener Tage, Alles was die schönste
Form menschlicher Liebe geben und empfangen kann, Alles was
uns in der Erinnerung erfreut und die Aussicht ins Leben erheitert,
Alles! war vorbei und verschwand aus dem Herzen der armen Frau
auf das Geheiss ihrer geistlichen Tyrannen. Mit einem unmensch-
lichen Griff war Alles zerstört; so mächtig waren die Künste dieser
Menschen, dass sie die Mutter bewogen, gegen ihren eigenen Sohn
mitzuwirken und ihn an sie auszuliefern. Sie bedeckten ihre Seele
durch diese Reinigung von der Liebe. Von diesem Tage an war
ihrvGemüth unrein. Sie hatte ebenso sehr sich selbst als ihren
Sohn verloren. So etwas zu hören bringt unser Blut von Neuem
in Aufruhr und ist genug einen Sturm in unserm innersten Herzen
zu erregen; aber es mit angesehen zu haben, mitten in diesen
Verhältnissen gelebt zu haben, ohne sich dagegen zu empören,
das ist uns völlig unbegreiflich und beweist, wie vollkommen die
903) Ich schreibe wörtlich aus von Wodrozxfs Uolleotions Wen tke Liwes qf Ministers
of the Olmrch of Scotland, II, part II, p. 71. Vorher hatte man einen Befehl von der
Regierung erlangt, "requiriug the mugistrates to expell furth of the Toun all excomu-
nicated persons."