während des
17. Jahrh.
395
Männern ausgeht, die sich für Lehrer des Volks ausgeben, und es
ihre Aufgabe nennen, die Welt zu erleuchten.
S0 schädlich nun aber dies Alles den besten Interessen der
Gesellschaft ist, in Vergleich mit den Lehren, welche früher die
Schottischen Geistlichen vertraten, ist es nichts. Ihre Gedanken
habe ich aus ihren eigenen Predigten aufgezeigt. "Das Lesen dieser
Predigten ist die peinlichste literarische Arbeit gewesen, die ich je
unternommen; denn ausser der Beschränktheit und dem Dogmatis-
mus, wovon auch die. besten erfüllt sind, herrscht in allen diesen
Erzeugnissen eine Verhärtung des Herzens, eine herbe Gemüths-
stimmung, ein Mangel an Mitgefühl mit menschlichem Glück und
ein Hass der menschlichen Natur, wie sie selten in irgend einem
Zeitalter erschienen sind, und wie sie, das bin ich zu meiner
Freude überzeugt, nie in irgend einem anderen protestantischen
Lande hervorgetreten sind. Ich habe diese Dinge aus der Ver-
gessenheit, worin sie lange begraben gewesen, wieder erweckt,
theils weil es nöthig war, um die Geschichte des Schottischen
Geistes zu verstehen, und theils weil ich zu zeigen wünschte, wo
die Theologen hinauswollen, wenn sie in ihren Absichten nicht
gezügelt werden. Protestanten sind im Allgemeinen nur zu auf-
gelegt zu der Annahme, in ihrem Glauben sei etwas,_was sie gegen
die schädlichen Ausschweifungen schütze, welche die Sitte der
katholischen Kirche gewesen und bis zu einem gewissen Grade
noch sind. Nie gab es einen grösseren Irrthum. Es giebt nur
einen Schutz gegen die Tyrannei irgend einer Klasse und er besteht
darin, dieser Klasse sehr wenig Gewalt einzuräumen. Was die
Ansprüche einer Gesellschaft von Menschen auch immer sein mögen,
wie glatt ihre Rede und wie scheinbar billig ihre Forderungen, sie
wird ihre Macht sicher missbrauchen, wenn ihr viel eingeräumt
wird. Die ganze Weltgeschichte bietet uns kein Beispiel vom
Gegentheil dar. In katholischen Ländern hat, mit der einzigen
Ausnahme von Frankreich, die Geistlichkeit mehr Macht als in
protestantischen Ländern; darum stiften die Priester in katholischen
Ländern mehr Unheil als in protestantischen, und können die ihnen
eigenen Gesichtspunkte mit grösserer Freiheit entwickeln. Der
Unterschied hängt nicht von der Beschaffenheit des Glaubens, son-
dern von der Macht des Standes ab. Dies ist sehr augenschein-
lieh in Schottland der Fall; hier waren die Prediger völlig obenauf,
und obgleich sie Protestanten waren, fielen sie auf dieselben asce-
tischen, der Gesellschaft schädlichen und grausamen Lehren, welche