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Schott.
des
Untersuchung
Geistes
Menschen. Kein früheres Zeitalter hat so viel Arbeit zu thun
gehabt, und um diese Arbeit auszuführen, brauchen wir starke und
kräftige Naturen, die sich in allen ihren Verrichtungen frei und
ohne Hemmniss geübt haben. Nie war bisher die Durchführung
des Lebens so schwierig, nie die Probleme, die-sich dem mensch-
lichen Geiste darboten, so zahlreich und so verwickelt. Jeder
Zuwachs zu unserer Wissenschaft, jede neue ldee eröffnet neue
Schwierigkeiten und gebiert neue Combinationen. Unter diesem
aufgehäuften Gewicht werden wir sicher zu Boden sinken, wenn
wir es unseren Grosseltern in der Leichtgläubigkeit gleichthun, die
ihre Thatkraft durch die verderblichen Vorstellungen einschränken
und schwächen liessen, Welche die Geistlichen theils aus Unwissen-
heit, theils aus Selbstsucht dem Volke aufgeheftet und dadurch
das nationale Wohlsein vermindert und den Gang des nationalen
Gedeihens zurückgehalten haben. -
Auf dieselbe Weise hören wir fortwährend von den Uebeln des
Reichthums und von der sündlichen Liebe zum Gelde; und doch
hat sicherlich nächst der Liebe zur Wissenschaft keine Leidenschaft
in der Welt der Menschheit so viel Gutes gethan, als die Liebe
zum Gelde. Ihr verdanken wir allen Handel und alle Gewerbe,
mit anderen Worten den Besitz jeder Gemächlichkeit und jedes
Luxus, welchen unser Vaterland nicht gewähren kann. Gewerb-
thätigkeit und Handel haben uns mit den Produkten vieler Länder
vertraut gemacht, unsere Wissbegierde erweckt, durch den Umgang
mit Nationen von verschiedenen Sitten, Sprachen und Gedanken
unsere Ideen erweitert, für Kräfte, welche sonst eingepfercht und
verschwendet worden wären, einen Abzug eröffnet, die Menschen
zu Unternehmungen, zur Voraussicht, zur Berechnung gewöhnt,
und uns ausserdem viele Kunstfertigkeiten, die von grossem Nutzen
sind, mitgetheilt, und uns in den Besitz von äusserst schätzbaren
Mitteln gesetzt, "das Leben zu retten und Schmerz zu lindern. Dies
Alles verdanken wir der Liebe zum Gelde. Wenn es den Theologen
gelange sie auszurotten, so wurde dies Alles aufhören und wir
verhältnissmässig in Barbarei zurückfallen. Die Liebe zum Gelde,
wie jeder andere Trieb, ist dem Missbrauohe unterworfen, aber
dagegen zu predigen, als wäre sie ein Uebel an sich , und vor
Allem sie darzustellen als eine Leidenschaft, welche den Zorn
Gottes auf uns herabzieht, wenn wir ihr nachgeben, verräth eine
Unwissenheit, die in früheren Zeiten natürlich gewesen sein mag,
die aber in unserer Zeit eine Schande ist, besonders wenn sie von