Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 2)

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des! Span. 
Geschichte 
Geistes 
erhöhter Gewalt, dass in Spanien das theologische Element nicht 
sowohl ein Zug des Nationalcharakters, als vielmehr der Charakter 
selbst wurde. Die bedeutendsten und ehrgeizigsten Spanischen 
Könige mussten dem allgemeinen Zuge folgen, und trotz ihrer 
despotischen Stellung unterlagen sie dem Druck des Glaubens, den 
sie zu beherrschen meinten. Der Krieg mit Granada am Ausgange 
des 15. Jahrhunderts war weit mehr theologisch als weltlich; und 
Isabella, welche die grössten Opfer brachte, um ihn zu führen und 
die an Fähigkeit und Aufrichtigkeit Ferdinand übertraf, hatte nicht 
sowohl den Zweck, Land zu- erwerben, als den christlichen Glauben 
auszubreiten. 36) Ja, wenn man noch Zweifel über den Zweck des 
Kampfes hegen konnte, so mussten diese vor den folgenden Er- 
eignissen verschwinden. Denn kaum war der Krieg zu Ende 
geführt, so erliessen Ferdinand und Isabella ein Decret, wodurch 
sie alle Juden, welche ihren Glauben nicht ablegten, aus dem 
Lande vertrieben, damit der Spanische Boden nicht länger durch 
die Gegenwart von Ungläubigen beileckt werde. 37) Sie zu Christen 
36) .,Isabe]la may be regarded es thc soul of this war. She engaged in it with 
the most exalted views, less to acqnire territory than to reestablish the empire of the 
Cross over the ancient domeiu of Christendom." Prescottäs History of Ferdinand und 
Isabella, I, 392. Vergl. Flcury, Eistoire Eacläsiasfique, XXIII, 583: „bannir de toute 
PESpagne 1a seete de Mahomet"; und Oircourt, Ifistoire des Arabes JEs-pagne, II, 99, 
109, „ponr elle nne seule chose avait de Yimportance; extirper de ses royaumes 1e 
nom et 1a secte de Mahomet."     „Sa vie fut presque exclusivement consacree h 
faire triompher 1a croix sur le croissant." Mariana (Historie de Espaüa, V, 344 und 
VII, 51, 52) hat ihren Charakter warm gepriesen, und vom Spanischen Gesichtspunkt 
war er in der That vollkommen. Siehe auch Florez, Rcynas (Jatholicas, II, 774, 
788, 829.  
37) „En Espaüe los Reyes Don Fernando y Dofm Isabol luego que se vieron 
desembariizados de 1a guerra de los Moros, acordäron de echar de todo sn reyno ü. los 
Indios." Mar-iana, Historie de Esprzäa, VI, 303. Ein Spanischer Gesehichtschreiber 
drückte noch vor weniger als 70 Jahren seine Billigung so aus: „Arrancado de nuestra. 
peninsula el imperio Mahometano, quedaba todavia. la secta Jndayca, peste 9,91150 m35 
perniciosa, y sin duda mas peligrosa. y extendida, por estar los Judios establecidds en 
todos los nneblos de ella. Pero los Catolicos lilonurcas, cuyo mayor afan era des- 
arraigar de sus reynos toda plante. y reiz infecta y contraria ä 1a. fä de Jesu-Crigto, 
dieron deereto en Grenada die 30 de Marzo del aüo mismo de 1492, mandando saliesen 
de sns dominios los Jndios que no se bautizasen dentro de 4 meses." Ortiz, 00m- 
pendio, Madrid 1798, V, 564. Da. es wichtig ist zu wissen, wie diese und ähnliche 
Begebenheiten von Spaniern benrtheilt werden, so geb' ich ihre eignen Worte mit 
einer Vollständigkeit, welche sonst nur weitläuftig wäre. Gewöhnlich sind die Historiker 
nur zu geneigt öffentlichen Vorgängen mehr Aufmerksamkeit zu widmen als den 
Meinungen, Wodurch sie erzeugt werden; und doch bilden diese Meinungen in Wahr-
	        
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