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Geistes
Schott.
Untersuchung des
kein Gefühl des Mitleids scheint je in ihre Brust gedrungen zu
sein. Es ist offenbar, dass ihre Vorstellungen reiiiich überlegt
waren, es ist eben so offenbar, dass sie mit Lust darin schwelgten.
Sie waren von einer Einheit der Auffassung bezeichnet und wurden
mit einer Frische und Kräftigkeit der Sprache geltend gemacht,
woran man sieht, dass sie mit ihrem Herzen bei der Sache waren.
Aber ehe dies möglich war, mussten sie jeder Erregung von Mit-
leid und Milde abgestorben sein. Und doch waren sie die Lehrer
eines grossen Volkes und in jeder Hinsicht die einflussreichsten
Personen in ihm. Das Volk, leichtgläubig und gröblieh unwissend,
hörte auf sie und glaubte. Wir, die wir so weit davon entfernt
und in einem anderen Gedankenkreise leben, können uns nur eine
schwache Vorstellung davon machen, welche Wirkung diese fürch-
terlichen Phantasien auf das Volk hervorgebracht. Die Leute
waren überzeugt, dass in dieser Welt der Teufel sie unaufhörlich
verfolge, dass er und andere böse Geister sie beständig umschwebten,
sie in körperlicher sichtbarer Gestalt versuchten und zur Verdamm-
niss verlockten. In der andern Welt warteten die furchtbarsten
und unerhörtesten Strafen auf sie, und beide Welten, diese und
die zukünftige, wurden von einer räehenden Gottheit regiert, deren
Zorn durch nichts zu besänftigen war. Was Wunder, dass mit
solchen Vorstellungen vor ihrer Seele ihr Verstand oft unterlag,
und dass ein religiöser Wahnsinn eintrat, unter dessen Einfluss
sie in finsterer Verzweiflung ihrem Leben ein Ende machten. 107)
407) William Vetch, „preaching in the town of Jedburg to a. great congrogation,
seid, 'There are two thousand of you here to day, but I am sure fourscore of you
will not be savedf upon whieh, three of his ignorant hearers being in despair, des-
patclfd themselves soon after." Scotcla Presbyterian Eloquence, p. 23. Siehe auch
Vetelfs Leben oder vielmehr die Lobrede auf ihn in Howieis Biographie Scoticaaza,
wo dies nicht nur nicht geleugnet wird, sondern wo vielmehr „it is stated to be no
rlisparagement to him," p. 606. Die Gemüthsverfassung, welche die Lehren der Geist-
lichkeit begünstigten, brachte Selbstmord hervor. Sie wird lebhaft geschildert von
Samuel Rutherford, dem populärsten Schottischen Theologen im 17. Jahrhundert. "Oh!
hee liethldown, und hell beddeth with him; hee sleepeth, und hell and hee dreame
together; he riseth, and hell goeth to the fields with him; hee goes to his garrlen,
there is hell." „The man goes to his table, O! hee dare not eat, hee hath no
right to the creature; to eat is sin and hell; so hell is in every dish. T0 live is
sinne, lzee would fame chuse sirangling; every act of breathing is sin and hell. Hee
goes to ehurch, there is a dog as great es a mountaine before his eye: Here be
tßlTßl-"ih" Rutherfords Christ Dying, 1647, p. 41, 42. Jetzt höre man die Bekennt-
nisse zweier gequälter Opfer dieser Lehren des Clerus, Opfer, die die unausspreehlichste
Qual erduldet und, wie sie selbst berichten, mehr als einmal versucht waren ihrem