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Schott.
des
Untersuchung
Geistes
des menschlichen Geistes von einem grossen, wenn gleich traurigen
Interesse. Ich werde mich daher _nicht entschuldigen, wenn ich
in dieser Sache noch weiter ins Einzelne gehe, und hoffe den
Leser in Besitz von Thatsaehen zu setzen, welche die vergangene
Geschichte von Schottland mit seinem gegenwärtigen Zustande in
Verbindung bringen und ihn darüber aufklären werden, warum
ein so bedeutendes Volk in mancher Hinsicht noch mit der Fin-
sterniss kämpft, blos weil es noch unter dem Schatten jener langen
furchtbaren Nacht lebt, welche das Land länger als ein Jahrhundert
hindurch bedeckte. Es wird sich auch zeigen, dass die Härte und
das Mürrisehe in ihrem Charakter, ihr Mangel an Heiterkeit und
ihre Gleichgültigkeit gegen viele Genüsse des Lebens sich auf die-
selbe Quelle zurückführen lassen und das Erzeugniss der düstern
und ascetischen Ansichten sind, welche ihnen ihre Religionslehrei-
eingeprägt haben. Denn in diesem wie in jedem andern Zeitalter
zeigten sich die Priester, so wie sie im Besitz der Gewalt waren,
als harte und gefühllose Herren. Sie hielten das Volk in einer
Sklaverei, ärger als die ägyptische; denn sie unterjochten den
Geist sowohl als den Leib, und raubten den Menschen nicht nur
unschuldige Vergnügungen, sondern lehrten sie auch diese Ver-
gnügungen als sündig betrachten. Und so gründlich haben sie ihre
Arbeit gethan, dass noch nach 150 Jahren, die seit dem Anfange
des Verfalls ihrer Gewalt vertlossen sind, das Gepräge ihrer Hände
überall sichtbar ist. Das Volk der Schotten trägt noch immer die
Maale ihrer Geissel, das Andenken seiner früheren Knechtschaft
lebt im Volke und die Menschen kriechen vor ihren Priestern, wie
sie vor Alters thaten, geben ihre Rechte preis, opfern ihre Unab-
hängigkeit auf und überlassen ihr Gewissen der Willkür einer un-
duldsamen und ehrgeizigen Priesterschaft.
Von allen Mitteln der Einschüchterung, welche die Schottischen
Geistlichen anwandten, war keins wirksamer als die Lehre von
bösen Geistern und künftigen Strafen, die sie predigten. Sie
äusserten fortdauernd die schreckliehsten Drohungen dieser Art.
Ihre Sprache war darauf berechnet, die Menschen vor Furcht wahn-
sinnig zu machen und zur tiefsten Verzweiiiung zu treiben. Dass
sie oft so wirkte und die verderblichsten Folgen hervorbrachte,
werden wir sogleich sehen. Und weil dies vollständig mit andern
düstern und ascetischen Begriffen, welche die Priester einprägten,
übereinstimmte, nach denen Vergnügungen für sündhaft und Leiden
für fromm galten, so war diese Sprache nur um so wirksamer.