und
Jahrh.
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sich nicht erheben, wenn er nicht von dem wissenschaftlichen
Geiste erfüllt ist, der, wie einen Glaubensartikel, gleichförmige
Folgerichtigkeit lehrt, mit andern Worten, von der Ueberzeugung,
wenn gewisse Ereignisse bereits eingetreten sind, dass dann andre
entsprechende Ereignisse ebenfalls eintreten werden. Diesen Ge-
danken zu ergreifen und festzuhalten und ihn bei jeder Gelegenheit
anzuwenden, ohne irgend einer Ausnahme Gehör zu geben, ist
sehr schwer, aber es muss geschehen und jeder muss es thun, der
das Studium der Geschichte aus seinem jetzigen rohen und form-
losen Zustande erheben und nach läräften dazu beitragen will,
es in seinen wahren Rang, als die erste und oberste Wissenschaft
einzusetzen. Selbst dann kann er seine Aufgabe nicht erfüllen,
wenn sein Stoff nicht ein reicher und aus Quellen von unzweifel-
hafter Glaubwürdigkeit hergeleitet ist. Aber wenn seine Thatsachen
hinreichend zahlreich, wenn sie sehr verschiedenartig, wenn sie an
so verschiedenen Orten gesammelt sind, dass sie einander zügeln
und gegenübergestellt werden können, um allen Verdacht zu ent-
fernen, dass ihr Zeugniss zugestutzt sei; und wenn er, der von
ihnen Gebrauch macht, die Fähigkeit besitzt, allgemeine Gesichts-
punkte zu fassen, eine Fähigkeit, ohne die nichts Grosses geleistet
werden kann, alsdann wird es ihm schwerlich fehlen, seine An-
strengungen von einem glücklichen Erfolge belohnt zu sehen, wenn
er ja dieser Einen Unternehmung seine ganze Kraft widmet, ihr
jeden andern Zweck des Ehrgeizes nachsetzt und ihr manches
Interesse, dass den Menschen theuer ist, opfert. Manche der an-
genehmsten Antriebe zum Handeln muss er versehmähen. Für ihn
ist der Lohn nicht, den bei einem andern Geschäft dieselbe An-
strengung gewonnen haben würde; für ihn sind die Genüsse des
öffentlichen Beifalls nicht, nicht für ihn der Luxus der Gewalt,
nicht für ihn ein Sitz im Rathe seines Landes, nicht für ihn ein
angesehener und geehrter Platz vor den Augen des Publikums.
Sei er sich immerhin bewusst, was er leisten könnte, er darf in
dem grossen Wettkampf nicht auftreten, er kann nicht hoffen den
Preis zu gewinnen, er kann nicht einmal die Aufregung des
Kampfes geniessen. Ihm ist der Kampfplatz verschlossen. Seinen
Lohn trägt er in sich, und er muss lernen sich wenig aus der
Theilnahme seiner Mitmenschen oder aus den Ehren, die sie ihm
erweisen können, zu machen. Weit entfernt so etwas zu erwarten,
muss er sich vielmehr auf den üblen Ruf vorbereiten, welcher alle-
"mal die Erölfner neuer Adern des Gedankens erwartet, weil sie