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des
bis zur Ißlitte
J ahrh.
eben erwähnten, und da sie grade nach der nämlichen Richtung
hindrängten, so brachte dies ein Zusammenwirken hervor, dem
nichts widerstehen konnte, und von dem wir mit unfehlbarer Sicher-
heit die Schritte herleiten können, welche den späteren Verfall der
Nation bezeichnen. Ja die Geschichte der Ursachen, welche den
Verfall Spaniens herbeiführten, wird in der That zu klar werden,
als dass man sich noch darüber täuschen könnte, wenn man sie
unter Leitung der allgemeinen Prinzipien, die ich aufgestellt, studiren
will; und diese Prinzipien selbst werden wieder durch das Licht
bestätigt werden, welches sie auf diesen lehrreichen, obwohl trau-
rigen Gegenstand werfen.
Nach dem Sturz des Römischen Reichs ist die Hauptthatsache
in der Geschichte Spaniens die Niederlassung der Westgothen und
die Einführung ihres Geistes in die Halbinsel. Sie sowohl als die
Sueven, die ihnen unmittelbar vorhergingen, waren Arianer, und
150 Jahre lang wurde Spanien der Brennpunkt dieser berühmten
Ketzereif") und ihr hingen damals auch die meisten gothischen
Völkerstämme an. Aber am Ende des 5. Jahrhunderts nahmen die
Franken bei ihrer Bekehrung vom Heidenthume den entgegen-
gesetzten und orthodoxen Glauben an, und wurden von ihren
Priestern bewogen, ihre ketzerischen Nachbarn zu bekriegen. Chlod-
wig, der damals König der Franken war, wurde von der Kirche,
um derentwillen er die unglaubigen Westgothen angriii", als
Glaubensheld gefeiert. 11) Seine Nachfolger verfolgten dieselbe
i") Die unsichere Chronologie der früheren Gesehichte Spaniens erhellt aus den
abweichenden Angaben verschiedener Schriftsteller über die Dauer des Arianismus,
ein Punkt von viel grösserer Wichtigkeit, als der Tod und die Thronbesteigung von
Königen. Antequera (Historia de la Legislaeion Espaäola, Madrid 1849, p. 37) sagt:
"La secta arriana, pues, segun las epoeas üjadüs, permaneciö en Espaüa 125 aüos";
Fleury (Histoire Ecelesiastique, VII, 586, Paris 1758) sagt: „environ 180 aus"; Imd
LYCrie, der gewöhnlich gut unterrichtet iet, sagt in seiner History of thelßefarmation
in Spam, Edinburgh, 1829, p. 7 z "Arianism was the prevailing and established creed
of the eountry for nearly two centuries", und beruft sich deshalb auf Gregonvon
Tours. Mit gutem Grunde nennt daher Fauriel diese Frage „une question qui soujfrg
des diificultes." Siehe sein voitreifliches Werk Histoire de la gemle Meridionale, Paris
1836, I, 10.
H) Im Jahre 496 betrachtete die orthodoxe Geistlichkeit Chlodwig als „un chem-
pion qu'il peut opposer aux härätiqnes visigoths et burgolldes." Fam-iel, Histoire de
1a gaule Meridionale, II, 41. Sie verglichen ihn auch mit Gideon, S. 66. Vergl.
Heury, Histoire Eeelesiastique, V11, 89, 90. Ortiz ist so begeistert, dass er seinen
Patriotismus vergisst und den wilden Barbaren preis't, der zwar sein Vaterland be-