des
Geschichte
Span.
Geistes
langen harten Kampfes gegen die Mahomedanischen Erobrer waren
sie sodann den Ueberfallen und Streifzügen des Feindes so an-
haltend ausgesetzt, dass ihnen eine leichtbewegliche Form ihrer
Subsistenzmittel räthlich erscheinen musste; so zogen sie den Er-
trag ihrer Heer-den dem ihrer Aecker vor und wurden Hirten statt
Ackerbauer, blos weil sie so bei widrigen Kriegsfallen Weniger zu
leiden hatten. Selbst nach der Einnahme von Toledo am Ende
des 11. Jahrhunderts waren die Grenzbewohner in Estremadura,
La Mancha und Neu-Gastilien fast alle noch Hirten, die ihr Vieh
nicht auf Privatwiesen sondern im freien Felde hiitetenß) Dies
alles erhöhte die Unsicherheit des Lebens und that der Sucht nach
Abenteuern und dem romantischen Geiste, der später die Volks-
literatur charakterisirt, Vorschub. Unter diesen Umständen wurde
Alles unsicher, ruhelos und schwankend; Denken und Forschen
war unmöglich; der Zweifel war ein unbekanntes Ding; und die
Stätte war bereitet für die abergläubischen Sitten und den tief ein-
gewurzelten hartnäckigen Glauben, die in der Spanischen Geschichte
immer einen der hervorstechendsten Züge gebildet haben.
Bis zu welchem Grade schon diese Verhältnisse ganz allein
das endliche Schicksal Spaniens bestimmt haben würden, ist eine
Frage, die schwerlich beantwortet werden kann; aber es leidet
keinen Zweifel, dass ihr Einfluss immer bedeutend gewesen ist,
obgleich wir ihn, Wegen der spärlichen Nachrichten, nicht genau
zu ermessen vermögen. Hinsichtlich des wirklichen Erfolges jedoch
ist dieser Punkt von geringem Gewicht, denn es verwob sich eine
lange Kette andrer noch eingreifenderer Begebenheiten mit den
daher die Beziehung zwischen der literarischen, physischen und socialen Erscheinung
nicht bemerkt.
9) Siehe das Memoire von Jovellanos in Labordeäs Spam, IV, 127. Dies war
nothwendige Folge der Rachefehden, die Jahrhunderte lang zwischen Mahomedanern
und Christen fortgesetzt wurden, als wären beide Theile entschlossen gewesen, Spanien
in eine Wüste zu verwandeln; sie verheerten gegenseitig ihre Felder und zerstörten
alle Früchte des Bodens, die sie erreichen konnten. Oondc, Dominaoion de Zos Arabes,
75, 188, 651, 658. Ein Beispiel aus der letzten Zeit des 11. Jahrhunderts: „La
constancia de Alfonso hen Ferdeland en hacer entradas y talas en tierra de Toledo
das veces cada aio, fue tanta que empobreciö y apurö los pueblos;" „el tirano
Alfonsv m16 y quemö los eampos y los pueblos." Oonde, 346. Da solche Verheerung,
die mit wenigen Unterbrechungen fast 700 Jahre fortdauerte, nicht wenig zur Bildung
des Spanischen Nationalcharakters beigetragen "hat, so lohnt sich wohl der Mühe zu
verweisen auf Mariana, Historia de Espaüa, III, 438, IV, 193, 314, V, 92, 317, 337;
und auf Oircom-t, Hisioire des Arabes d'E.epagne, Paris 1846, I, 99.