266
Zustand von
Schottland
die Bischöfe fielen also auch über sie her, setzten mehrere Magi-
stratspersonen ab, nahmen eine Anzahl der vornehmsten Bürger in
Verhaft und drohten die Stadt der Gerichtshöfe und der Ehre zu
berauben, der Sitz der Regierung zu sein. 37)
Während alles dieses verging und die Angelegenheiten zum
Aeussersten gekommen zu sein schienen, bereitete sich eine grosse
Reaction vor. Und die Erklärung dieser Reaction findet sich in
dem mächtigen und fruchtbaren Prinzip, worauf ich so oft hin-
gedeutet, welches aber unsere gewöhnlichen Historiker nicht zu
begreifen vermögen; nämlich, dass eine schlechte Regierung,
schlechte Gesetze oder schlecht verwaltete Gesetze allerdings zu
ihrer Zeit sehr schädlich sind, dennoch aber keinen dauernden
Schaden hervorzubringen vermögen; mit andern Worten, sie mögen
einem Lande Leid zufügen, aber sie können es nie zu Grunde
richten. So lange das Volk gesund ist, ist Leben vorhanden, und
so lange noch Leben da ist, wird Reaction stattfinden. In einem
solchen Falle ruft Tyrannei Empörung hervor und bringt Despo-
tismus Freiheit zu Wege. Wenn aber das Volk ungesund ist, so
ist alle Hoffnung verloren und die Nation geht zu Grunde. In
beiden Fällen hat die Regierung auf die Länge keine Wirkung
und ist keineswegs für das Endresultat verantwortlich. Die herr-
schenden Klassen haben für den Augenblick eine sehr grosse Ge-
walt; diese missbrauchen sie regelmassig, ausgenommen wenn sie
durch Furcht oder durch Scham im Zügel gehalten werden. Ob
dies aber stattfinden soll oder nicht, hängt von dem Geist des
Volks und von dem Zustand der öffentlichen Meinung ab. Dieses
beides wird aber selbst durch eine lange Kette vorhergehender
Verhältnisse bestimmt, die sich zu einer Periode zurückerstreckt,
welche immer weit hinaufreicht, manchmal aber so weit zurück-
liegt, dass sie aller Beobachtung Trotz bietet. Wenn die Zeugnisse
ausreichend sind, so können diese Verhältnisse in einen allgemeinen
Begriff gefasst werden und diese ihre allgemeine Fassung fuhrt uns auf
a7) galdgrwoadüv History of ilw Kirk, VII. 472-474, 507, 509, 511, 5l7-520,
530- 543, 549- 553, 566, 567, 514, 621. Laingüw History of Sßolland, III, 90, 91.
Laing klagt die Bischöfe sehr mit Unrecht an, dass sie so gnädig gewesen wären,
einige von diesen Vorgängen zu missbilligen. Wer aber in der Literatur der Schotten
aus dem 17. Jahrhundert belesen ist, wird die Bischöfe gern von diesem Vorwurfe
lossprechen; würden sie ihn doch selbst zurückgewiesen haben, und sie haben ihn
auf keine Weise verdient.