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15. und
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zu führen nur zu geneigt sind, indem sie den Leichnam tödten
und das Leben versehenen! Die Hülse freilich suchen sie auf und
zerstören sie; aber in der Hülse liegt ein Saamenkorn voll tödt-
liehen Giftes, dessen Triebkraft sie nicht schwächen können und
das anderswo ausgesät, dort Früchte trägt und mit neuer, oft nur
verderblicherer Ueppigkeit aufschiesst. _
In Wahrheit stellt jede politische oder religiöse Verfassungs-
form in ihrer jedesmaligen Wirksamkeit nur die Form und den
Drang der Zeit dar. Sie mag sehr alt sein, sie mag einen ehr-
würdigen Namen führen, sie mag die höchsten Zwecke zu verfolgen
haben, wenn man. ihre Geschichte sorgfältig studirt, wird man
immer finden, dass sie in ihrer Wirksamkeit sich dem Geist der
verschiedenen Generationen, wie sie einander folgen, anbequemt,
und dass sie nicht sowohl die Gesellschaft beherrscht, als Von ihr
beherrscht wird. Als die Reformation durchgesetzt wurde, waren
die Schotten Iausserst unwissend und deswegen blieben sie trotz
der Reformation äusserst abergläubisch. Wie lange diese Unwissen-
heit fortdanerte und was die Folgen davon waren, werden Wir
sogleich sehen; aber es wird nöthig sein, ehe wir auf diese Unter-
suchung eingehen, vorher die unmittelbaren Folgen der Reformation
selbst in Verbindung mit dem mächtigen Stande darzustellen, durch
den sie eingeführt war.
Als die Lords die Kirche gestürzt und sie von einem grossen
Theil ihres Reichthums entblösst hatten, dachten sie, sie müssten
nun auch den Lohn ihrer Arbeit erhalten. Sie hatten den Feind
erschlagen. und wünschten sich in die Beute zu theilenß") Aber
dies stimmte nicht mit den Ansichten der protestantischen Prediger.
Nach ihrer Meinung war es gottlos, geistliches Gut zu secularisiren
und zu profanen Zwecken zu verwenden. Sie hielten dafür, dass
die Lords zwar mit Recht die Kirche plünderten, dass aber natür-
Wie Robertson in seinem gemessenen etwas schwachen Styl sagt: "Among the
Scottish nobility, some hated the persons, und others coveted the wealth, of the dignified
Clergy; und by abolishing that 0111er of men, the former indulged their resentment,
and the latter hoped to gmtify their avarice." History of SwflwM-d, 5001i III, p. 116,
in Robertswüs Werks, edit. 1831. Die gleichzeitige Erzählung, in A Diumal qf
Oveurrents, p. 269, fällt nach meinem Gefühl weit kräftiger in die Ohren. „In all
this tyme" (1559), "all kirkmennis goodis and geir wer spoulzeit and reft fra. thame,
in euerie plaee quhair the samyne culd be apprehendit; for euerie man for the meist
paiü: that culd get any thing pertenyng to any kirkmen, thocht the same as wele
won geir."
Buckle, Gesch. d. Civilisaüon. I1. 15