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Zustand
Schottland
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trug sich jedoch ein Ereigniss zu, wodurch die Geistlichkeit nicht
nur ihre frühere Stellung wieder erlangte, sondern sich zu einer
Höhe aufschwang, welche, wie es sich zeigte, ihr selbst verderblich
wurde. Der Erzbischof Beaton, der diese Vorgänge, die der Kirche
so ungünstig waren, nicht ertragen konnte, leitete eine Verschwörung
ein, vermöge welcher Jacob seine Flucht von den Douglassen
bewirkte und sich in das Schloss Stirling warf. 39) Diese plötz-
liche Reaction war nicht die wirkliche und herrschende, aber ohne
Zweifel die nächste Ursache der Einführung des Protestantismus
in Schottland. Denn die Zügel der Regierung fielen jetzt in die
Hände der Kirche und die mächtigsten Mitglieder des Adels wurden
daher Verfolgt und zum Theil aus dem Lande vertrieben. Aber
obgleich ihre politische Macht dahin war, blieb doch ihre sociale
Macht bestehen. Sie wurden geachtet, sie wurden Hochverräther
und Bettler. Aber der wahre Grund ihrer Macht blieb unerschüttert,
denn diese Macht War aus einer langen Reihe von Verhältnissen
entsprungen und beruhte auf der Zuneigung des Volks. Daher
konnten die lllitglieder des Adels selbst in der Verbannung und
unter Hochverrathsprozessen einen schweren aber schliesslich erfolg-
reichen Kampf gegen ihre Feinde führen. Rachsucht reizte sie
zu leidenschaftlicher Anstrengung und erzeugte einen Krieg auf
Leben und Tod zwischen der Schottischen Aristokratie und der
Schottischen Kirche. Dieser höchst merkwürdige Anstoss war
gewissermaassen eine Fortsetzung des früheren, der im Anfange
des 15. Jahrhunderts begann. Aber er war viel erbitterter; er
dauerte 30 Jahre ununterbrochen fort und endete mit dem Triumph
the kiug in eifecte a prisoner With him; during wich tyme he, the Earle of Lennox,
and George Douglas, his auen brother, frely disposses vpone all affaires both of churche
and staite."
39) Tytlefs History of Saarland, IV, 195, 196. Das merkwürdige Buch, betitelt
Ä Diurnal of Oucuwents, p. 10, sagt: „In the zeir of Gocl 1500, tuantie aucht zeiris,
the kingis graec by slieht wen away fra the Douglassis." Von Stirling ging er am
6. Juli 1528 nach Edinburg und begab sich zu „the busshop of Sainct Andres loegeing."
Siehe einen Brief vom 18. July 1528, von Lord Dacre an Wolsey, in den Stute Papers
of Henry VIIL, IV, 501, 4t0, 1836. Vergl. eine Proclamation vom 10. September
1528, in Pitcairofs Uriminal Trials in Scotlanel, I, Part ,1, P- 13836, 132V, Edinburgh
4m, 1833. Ich weise geüissentlieh auf diese Documente hin, weil Lindsay of Pitscottie
(in seinen Chranioles of Sooiland, II; 335) irrthümlieh die Flucht Jacob's in das Jahr
1527 Setzt; 111111 er ist gewöhnlich einer der genauesten unter den alten Schriftstellern,
wenn er wirklich der Verfasser des Werks ist, das seinen Namen trägt.