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Zustand von Schottland
Wenn man die warmen Gefühle der Anhä-nglichkeit bedenkt,
welche die Schotten für ihre Oberhaupter hegten, so wird man
nicht leicht die Folgen dieses barbarischen Mordes überschätzen,
Folgen, welche einen Stand stärken mussten, den man einzu-
schüchtern hofte. Aber dieses grässliche Verbrechen wurde von
der Regierung allein begangen und fiel während der Minder-
jährigkeit des Königs vor; der nächste Mord war das Werk des
Königs selbst. Im Jahre 1452 wurde der Graf Douglas 19) mit
einem grossen Gepränge von Höflichkeit durch Jacob II. auf-
gefordert bei Hofe, der damals zu Stirling versammelt war, zu
erscheinen. Der Graf zögerte, aber Jacob beseitigte seinen Wider-
stand, als er ihm sicheres Geleite, mit seiner königlichen Unter-
schrift und unter dem grossen Siegel erlassen, zuschickteßo) Weil
der König seine Ehre zum Pfande gesetzt hatte, so schwand bei
Douglas die Furcht. Er eilte nach Stirling und wurde mit aller
Auszeichnung aufgenommen. Am Abende desselben Tages brach
der König nach dem Nachtessen in Vorwürfe gegen ihn aus, zog
plötzlich seinen Dolch und erstach ihn. Gray schlug ihn dann
mit der Streitaxt und er fiel todt zu Boden vor seinem Könige,
der ihn an seinen Hof gelockt hatte, um ihn ungestraft ermorden
zu können. 21)
gesprochen wird. Andrerseits erzählt es Lesley, Bischof von Rose, mit kaltblütiger
Gleichgültigkeit, die sehr bezeichnend ist für das Uebelwollen zwischen Adel und
Clerus, weshalb er nicht dazu kommen kann, den Mord zweier Kinder als ein Ver-
brechen anzusehen. „And eftir he was set doun to the burd with the governour,
chancellour, and otheris noble men present, the meit was sudantlie removed, und ane
bullis heid presented, quhilk in thay daies was ane signe of executione; and inconti-
nent the said erle, David his broder, and Malcolme Fleming of Cummernald, wer
heidit before the castell yett of Edenburgh." LesleyÄs History, p. 16.
die 1440
3 l ö.
49) Der Vetter der Knaben,
of the Hause of Douglas, 1, 297,
ermordet
werden.
Siehe
I-lumds
Hisiory
'30) "With assurance under the broad seal." Huaneis IIozcse of Dozeglas, I, 35l.
Siehe auch Nimmoäs History of Stirlinyshire, Edinburgh 1777, p. 246, 322, 323.
zu) Humy, Hause of Douglas, I, 351-353. Der König nstabbed him in the
breast with a. dagger. At the same instant Patrick Gray struck him on the head
with a. pole-ax. The rest that were attending a1: the door, hearing the noise, entred,
und Ifell also upon him; und, to show their aHeetiop to the king, gave him every
man hiS blow after he was dead." Vergl. Lindsay qf Pitscottids Clzronicles of Saat-
lßnd, I, 103- "He strak him throw the bodie thairwith; and thairefter the guard,
hearing the turuult within the chamber, rusched in und slew the earle out of hand."