Drittes
Kapitel.
Zustand von Schottland im
15. und
16. Jahrhundert.
Schon früh im 15. Jahrhundert wurde das Bündniss zwischen
Krone und Kirche, und sein ausgemachter Zweck, den Adel zu
stürzen, offenbar. Anzeigen hiervon finden sich schon in der
Politik Albany's, der von 1406 bis 1419 Regent war und die
Aufmunterung und Kräftigung der Geistlichkeit zu seinem Haupt-
zweck machte. 1) Er führte auch den ersten grdssen Streich, den
je eine Regierung gewagt, gegen die Aristokratie. Donald, einer
der mächtigsten Schottischen Häuptlinge, ja durch den Besitz der
westlichen Inseln fast ein unabhängiger Fürst, hatte die Grafschaft
Ross weggenommen, und hätte er sie behaupten können, so wurde
ihn dies in den Stand gesetzt haben, der Krone Trotz zu bieten.
Albany, unterstützt von der Kirche, marschirte 1411 in sein Gebiet
hinein, zwang ihn die Grafschaft aufzugeben, sich persönlich zu
unterwerfen und Geiseln für sein künftiges gutes Betragen zu
stellen. 2) Ein so kräftiges Verfahren von Seiten der ausübenden
Gewalt war in Schottland etwas ganz ungewöhnlichesf) und es
war der erste Angriä in einer Reihe von Unternehmungen, welche
damit endigten, dass'die Krone nicht nur Ross, sondern auch die
4) „'1'he Church was eminently favonred by Albany." Pinkertorfs History af
Scotland, I, 86. Aber Pinkerton missversteht seine Politik gegen die Adeligen.
i) Skemfs Higkhmders, II, 72-74; Brownefs History of the Highlwnda, I, 162,
IV, 435, 436. '
3) Chelmers (Ualedonia, I, 826, 827) sagt in Bezug auf den Stand der Dinge vor
Albany: „There is not a trace of any attempt by Robert II. to limit the power of
the nohles, whatever he may have added, by his improvident grants, to their inde-
pendence. He appears not to have attempted to raise the royal prerogative from the
debßsement, in which the impiudence and misfortunes of David II. hßd left it." Und
von seinem Nachfolger Robert IIL: So mild a. prince, and so weak a man, was not
very likely to make any attempt upon the power of others, when he could scarcely
support his own."