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Schottland
Zustand von
Es ist daher kein Wunder, dass die Priesterschaft im 14. Jahr-
hundert, bis die Leiden Schottlands auf ihrer Höhe waren, mehr
als je in Blüthe stand. Und wie das Land ärmer wurde, wurde
der geistliche Stand im Verhältniss zu dem- übrigen Volk reicher.
Selbst im 15. undder ersten Hälftedes 16. Jahrhunderts, als die
Industrie einigermaassen im Fortschreiten war, versichert man uns,
ungeachtet der verbesserten Lage der Laien sei all ihr Reichthum
zusammen, mit Einschluss der Besitzungen jedes Standes kaum
dem Vermögen der Kirche gleichgekommen. 77) Wenn die Hierarchie
so räuberisch und so glücklich war während einer Periode ver-
haltnissmässiger Sicherheit, so kann man schwerlich die unmassige
Erndte, die sie in jenen früheren Tagen gehabt, überschätzen,
damals als die Gefahr drohender war und fast Niemand starb,
ohne ihr etwas zu hinterlassen, und wo Jeder eifrig darauf bedacht
war, denen seine Hochachtung zu bezeigen, die mehr als ihre Mit-
bürger wussten und deren Gebete gegenwärtige Uebel abwenden
und künftige Seligkeit sichern konnten. 78)
braucht kaum angeführt zu werden, denn beide sind jedem wohlhekannt, der sich für
die Geschichte des Hexenwesens interessirt; aber Pitcairrfs Oriminal Trials, die zwar
weniger gelesen werden, sind in jeder Hinsicht werthvoller wegen des Stoffs für das
Studium dieses Fachs-des Schottischen Aberglaubens, den sie enthalten.
77) Pinkerton (Hzistory qf Scotlunrl, I, 414) sagt unter Jacob II. und Jacob IIL;
„the wealth of the Churclr was at least equivalent to that of all the lay iuterest."
Siehe auch Lzfe of Spottisußoode, p. 53 im 1. Bande seiner History of the Okurck
of Saarland. „The numerous devices employed by ecclesiastics, both secular and
rcgular, for enriching the several Foundations to which they were attached, had trans-
ferred iuto thcir hands more than half of the territorial property of Scotland, or of
its annual produce."
Hinsichtlich der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erfahren wir aus guter Quelle,
dass kurz vor der Reformation „the full half of the wealth of the nation belonged to
the clergy." Life of Knox, p. 10. Und ein anderer Schriftsteller sagt: „If
we take into account the annual value of all these abbeys and monasteries, in con-
junction with thc bishoprics, it will appear at once that the Scottish Gatholic hierarehy
was more munificently endcwed, considering the extent and resources cf the kingdom,
than it was in any other country in Europe." Lawsonäs Roman Uatkalic Olmrch in
isvviland, p. 22. Ueber das Einkommen der Schottischeu Bischöfe, das im Verhältuiss
zur Armuth des Landes wirklich ausschweifend war, siehe auch Man's Hiatory of
St. Andrews; Edinburgh 1843, I, 97, 125.
78) wThey could employ all the motives of fear and cf hope, of terror and of
consolation, which operate most powerfully on the human mind. They haunted the
weuk and the credulous; they besieged the beds of the sick and of the dying; they
suffered few to go out of the world without leaving marks of their liberality to the