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Schöttland
VOD.
Zustand
vornehmsten Eigenschaften des Bürgers und darum der dauernden
Grösse der Nation verderblich gewesen ist. Zweitens vermehrt es
die Mittel der ausübenden Gewalt und macht so das Volk unfähig,
ja abgeneigt, die Irrthtimer derer zu verbessern, die an der Spitze
der Geschäfte stehen. Darum war in Spanien wie in allen Ländern
unter ähnlichen Verhältnissen in demselben Augenblick, wo Alles
an der Oberfiächehöchst gedeihlich erschien, Alles an der Wurzel
gänzlich verrottet. Im Angesicht eines höchst glänzenden politischen
Erfolges eilte die Nation ihrem Sturze entgegen und die Krisis
näherte sich rasch, wo das ganze Gebäude zusammenbrach und
nichts übrig blieb, als die denkwürdige Lehre, was der Erfolg sein
muss, wenn sich ein Volk einmal den Leidenschaften des Aber-
glaubens und der Unterthänigkeit ergiebt, seinem eignen Berufe
entsagt, seine eigne Verantwortlichkeit aufgiebt, seine vornehmsten
Pflichten vernachlässigt und sich zum willenlosen Werkzeuge er-
niedrigt im Dienste der Willkür der Kirche und der Krone.
Dies ist die grosse Lehre, welche uns die Spanische Geschichte
giebt. Aus der Geschichte Schottlands können wir eine andere,
obwohl ähnliche Lehre ziehen; In Schottland ist der Fortschritt
des Volks sehr langsam, aber im Ganzen sehr sicher gewesen.
Das Land ist äusserst unfruchtbar, die Regierung ist mit wenigen
Ausnahmen immer sehr schwach gewesen und das Volk ist nie
den Gefühlen der Unterthänigkeit erlegen, welche die Verhältnisse
den Spaniern aufgezwungen. In der That, es wäre die letzte An-
klage, die man gegen die Schotten vorbringen könnte, dass sie
eine abergläubische Anhänglichkeit gegen ihre Fürsten gehabt
hätten. Wir in England sind nicht immer zärtlich "mit den Per-
sonen unserer Könige umgegangen und haben sie gelegentlich mit
einer Strenge bestraft, die man hie und da für übertrieben gehalten.
Dafür haben uns die unterthänigeren Nationen des" Continents oft
geschmäht, und besonders in Spanien hat unser Betragen den
4) Einer ihrer eignen Geschichtschreibef sagt mit Befriedigung: „but the Scots
were seldom distinguished for loyalty." LaingKs History of ßboilrmd, III, 199, edif.
1819. Siehe auch p. 366. Ebenso Brodie (Histwy of ihe Britislz Empire, Edinburgh
1822, l, 383): „The little respect paid to royalty is conspicuous in every puge of
Scottish history." Oder wie Wilkes sich im Unterhause ausdrückte: "Scotland seems,
indeed, the natural foyev- of rebellion, as Egypt is of the plague." Parliamentary
History, Xlx, 810, London 1814; und Nimmo (History of Siirlingshire, Edinburgh
1777, p. 2l9): "Never was any race of monarchs more unfortunatd than the Scottish.
Their reigns were generally turbulent und disastrous, and their own end often tragieal,"