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bis zur Mitte
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Vorfall vom Jahre 1778. Bei Gelegenheit der V-erurtheilung eines
Ketzers durch die Inquisition thaten mehrere der vornehmsten
Edelleute gemeine Dienste und freuten sich der Veranlassung,
öffentlich ihren Gehorsam und ihre Gelehrigkeit gegen "die Kirche
zur Schau zu tragen. 344)
Alles dies war natürlich und in der Ordnung. Es war die
Folge einer langen Reihe von Ursachen, deren Wirksamkeit ich
durch 13. Jahrhunderte hindurch vom Ausbruch des Arianischen
Kriegs an nachzuweisen versucht. Sie zwangen die Spanier zum
Aberglauben, und es war ein müssiges und vergebliches Gebahren,
ihre Natur durch Gesetzgebung andern zu wollen. Das einziger
Mittel gegen Aberglauben ist Wissenschaft. Nichts anders kann
diesen Pestfieckcn aus, dem menschlichen Geiste hinwegwischen.
Ohne sie bleibt der Aussätzige ungereinigt und der Sklave unbe-
freit. Unserer Kenntniss der Gesetze und Beziehungen der Dinge
verdanken wir die Europäische Civilisation;' aber grade hierin ist
Spanien immer zurückgewesen. Und bevor diesem Mangel, ab-
geholfen, bevor die Wissenschaft mit kühnem_ Forschergeiste auf
ihre eigne Weise und nach ihrer eignen Methode ihr Recht geltend
gemacht hat, Alles und jedes zu untersuchen, können wir über-
zeugt sein, dass in Spanien Weder Literatur, noch Universitäten,
was das Volk fühlte, das Iviel unwissender und viel orthodoxer als er war. Tapia
giebt in einer merkwürdigen und ungewöhnlich kühnen Stelle frei zu, dass der Druck
der öifentlichen Meinung v1 III. an der Abschalfung der Inquisition hinderte.
"Estraüo pareceria que habiendose hecho tanto en aquel reinado para limitar el poder
escesivo del clcro, y aeabar con absurdas preocnpaciones, no se suprimiese el mon-
struoso tribunal de 1a inquisicion; pero es necesario tener presente quel el rey despues
del motin de Madnid procedia con timidez en toda providenciu que pudiese contraiiar
1a Qpinißn pübliea; y 61 creia que los espaüoles querian 1a inquisieion, como se lo
manifestö a1 ministro Rode y a1 conde de Aranda, "aüediendo que en nada coartaba. su.
autoridad." Iapia, Uivüizacian Espuüola, IV, 98, Madrid 1840. Uns scheint freilich
die Inquisition ein seltsamer Gegenstand für menschliche Vorliebe zu sein; dass aber
diese Leidenschaft existirte, lässt sich nicht bezweifeln. „L'Inquisition si räveräe en
Espagne." Mömoires de Louwille, I, 36. Und Geddes (Traute, London 1730, I, 400)
sagt uns: „the Inquisition is not only established by law, but by a wonderful fasci-
nation is so iixed in the heaxts and affections of the peoplez that one that shonld
offer the least affront to another, for having been an informer 01' witness in the In-
quisition, would be torn in a thousand pieces."
344) „Th'e familiars of the Inquisition, Abrantes, Mora, and others, grandees of
Spain, attended as servants, without hats 01' swords." Coxds Bourbon Kings of Spam,
IV, 418, 419. Dies war in dem berühmten PIOCESS Ülß-Vide-