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Geschichte
Span.
des
Geistes
wuchsen, welche dem Geiste der Freiheit Verderben brachte.
Darum dienten diese Institutionen zu nichts. Sie schlugen keine
Wurzel; und wie sie aus einer politischen Combinationentsprungen
Waren, wurden sie durch eine andre wieder vernichtet. Vor dem
Schluss des 14. Jahrhunderts sassen die Spanier in den neuerober-
ten Landstrichen so fest, dass kaum eine Gefahr, wieder vertrieben
zu werden, vorhanden War,335) während andrerseits auch keine
unmittelbare Aussicht für sie da war, ihre Eroberungen fortzu-
fihren und die Mahomedaner aus ihren festen Plätzen in Granada
zu vertreiben. Die Verhältnisse also, Welche den municipalen
Rechten ihren Ursprung gegeben, waren nicht mehr vorhanden;
und sobald dies am Tage lag, begannen die Freiheiten zu schwin-
den. Weil sie zu den Sitten des Volks nicht stimmten, mussten
sie wohl bei der ersten Gelegenheit zu Grunde gehnßßß) Ganz
zu Ende des 14. Jahrhunderts war ihr Verfall sichtbar; mit, dem
Schluss des 15. Jahrhunderts waren sie fast erloschen, und im
Anfange des 16. wurden sie schliesslich umgestürztßi")
335) Ueber das wachsende Vertrauen der Spanier in der Mitte des 14. Jahrhunderts
siehe eine interessante Stelle in Mariana, Hisioria de Espaüu, IV, "172, 173.
33") In Wahrheit zerstörten am Ende die Deputirten der Städte ihre eignen
Freiheiten, wie ein Spanischer Geschichtschreiber richtig bemerkt. „Il n'est pas
ätonnant que les Monarques espagnoles tächassent (Yatfennir leur autorite autant que
possible, et encore moins que leurs conseillers et leurs ministres cooperassent a leurs
desseins. Uhistoire de toutes les nations nous offre de nombreux exemples de eette
politique; mais ce qu'il y a de plus remarquable dam volle d'Espagne, c'est que les
dejzzutäs des willes qm auraieni dü ötre les plus zähis däenseurs de leurs droits, cou-
spirärent owverlement oontre Ze {iers-ätat, et tenterent düineantir les restes de Fancienne
representation nationale." Scnmcre, Histoire des Curtös d'Espzzgne, p. 213. Es muss
uns auffallen, dass Sempere nie die Frage aufgeworfen, warum dies in Spanien und
nirgendswo anders geschah. Ein späterer Autor giebt bei der Betrachtung der Zer-
störung des municipalcn Elements durch die Macht des Königs eine Erklärung, welche,
wie so manche andre sogenannte Erklärung, nur dasselbe Factum noch einmal mit
andern Worten ausdrückt. „Al {in 1a autoridad real logrö alcanzar un grau predo-
minio en el gobierno Inunicipal de los pueblos, porque los corregidores y alcaldes
mayores llegarbn a eclipsar la iniluenci-a de los adelantados y alealdes elegidos por 105
pueblos." Antequera, Historie de la Legäslaciooi Esßaüola, Madrid 1849, p. 287. Statt
die Begebenheit zu erklären, heisst dies, ie einfach noch einmal erzählen.
337) Die schliessliche Zerstörung der Volksfreiheit wird durch viele Schriftsteller
11er Schlacht von Villalar im Jahre 1521 zugeschrieben, obwohl es ganz gewiss ist,
dass, Wenn die Royalisten diese Schlacht verloren hätten, statt sie zu gewinnen, das
endliche Ergehniss ganz dasselbe gewesen sein würde. Eine Zeitlang hatte ich vor, die
municipalen und representativen Elemente in Spanien während des 15. Jahrhunderts
zu verzeichnen; der Stoff, den ich sammelte, überzeugte mich aber, dass der Geist