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des
Geschichte
Span.
Geistes
Kräfte widmeten. Aber diesen speciell-en Studien müssen sich
eigne Kräfte widmen, und ich will zufrieden sein, wenn ich im
Grossen den Gang und die Skizze des Ganzen sicher ergriffen
habe. Für meinen Zweck ist es genug, wenn ich das zum Grunde
liegende allgemeine Prineip bewiesen und den Leser von der Klar-
heit überzeugt habe, womit die Spanischen Staatsmänner die Uebel
ins Auge fassten, unter denen ihr Land seufzte, und von dem
Eifer, womit sie sich ans Werk machten, diese Uebel zu heilen
und das Glück einer Monarchie wieder ins Leben zu rufen, die
früher nicht nur dieErste in Europa gewesen war, sondern auch
die glänzendsten und ausgedehntesten Landerstriche beherrscht
hatte, die je unter Einer Herrschaft vereinigt gewesen waren seit
dem Falle des Römischen Reichs.
Wer glaubt, dass eine Regierung eine Nation eivilisiren könne
und dass Gesetzgeber die Ursache des Fortschritts der Gesellschaft
sind, wird natürlich erwarten, Spanien habe einen dauernden
Nutzen aus den freisinnigen Grundsätzen gezogen, Welche jetzt,
zum ersten Mal in Ausübung gebracht Wurden. In Wahrheit aber
war diese Politik, so weise sie auch erscheint, dennoch nicht aus-
reichend, blos weil sie dem ganzen Zuge vorhergehender Verhält-
nisse entgegen lief. Sie war den Gewöhnungen des Nationalgeistes
entgegen und wurde in einen Zustand der Gesellschaft eingeführt,
der für sie nicht reif war. Keine Reform kann etwas wahrhaft
Gutes hervorbringen, wenn sie nicht das Werk der öffentlichen
Meinung ist, und wenn nicht das Volk selbst die Initiative ergreift.
In Spanien brachten während des 18. Jahrhunderts fremder Ein-
fluss und die Verwickelungen fremder Politik aufgeklärte Herrscher
in ein unaufgeklartes Land. m) Die Folge war, dass eine Zeitlang
Grosses geleistet wurde. Uebel wurden aus dem Wege geräumt,
Beschwerden abgestellt, manche wichtige Verbesserungen eingeführt,
und ein Geist der Duldung gezeigt, wie er unter dem Pfaffen-
regiment dieses aberglaubischen Landes bis dahin unerhört gewesen
war. Aber der Spanische Geist blieb von alledem unberührt.
3'141) Es ist von Wichtigkeit zu bemerken, dase die Gurtes, wo allein die Stimme
des Volks noch gehört werden konnte, während des ganzen 18. Jahrhunderts nur
dreimal und dann auch nur zu Formalitäten versammelt wurden. „Les Cortes ne so
röüllirent que trois fois pendant le dix-huitiöme siüole, et plutöt encore comme des
solennitäs formulaires pour 1a prestation du serment aux princes häritiers de 1a
couronne que comme ätant näcessaires pour de nouvelles lois et des contributions."
Sempere, Histoire des Oortäs dllepagne, Bordeaux 1815, p. 270.