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bis zur Mitte
des
19. Jahrh.
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im Stillen an, und ehe noch das Jahrhundert vorüber war, lag
die Reaction olfen da. So lange Karl III. lebte, wurde sie nieder-
gehalten, zum Theil aus Furcht vor seiner thätigen und kräftigen
Regierung, zum Theil deswegen, weil manche seiner Reformen
von so handgreiflichem Nutzen waren, dass sie seine Regierung
mit einem Glanze umgaben, den alle Klassen wahrnehmen konnten.
Neben der Befreiung von den unaufhörlichen Verwüstungen der
Seeräuber, die er durch seine Politik zu Wege brachte, gelang
es ihm auch, für Spanien den ehrenvollsten Frieden zu erlangen,
welchen seit zwei Jahrhunderten eine Spanische Regierung unter-
zeichnet hatte; dies rief dem Volk die glänzendsten und ruhm-
vollsten Tage Philipp's II. ins Gedächtniss zurück. 285) Als Karl
den Thron bestieg, war Spanien kaum eine Macht dritten Ranges;
als er starb, konnte es mit Recht darauf Anspruch machen, eine
Macht ersten Ranges zu sein. Denn es hatte einige Jahre lang
auf gleichem Fuss mit Frankreich, England und Oestreich unter-
handelt und eine leitende Rolle im Rathe von Europa gespielt.
Dazu trug Karl's persönlicher Charakter sehr viel bei; er wurde
wegen seiner Aufrichtigkeit geachtet und wegen seiner Thatkraft
gefürchtet. m) Schon als Mann stand er in hohem Ruf und als
Herrscher kam ihm keiner seiner Zeitgenossenirgendwie gleich,
ausser Friedrich von Preussen, dessen grosse Fähigkeiten jedoch
durch niedrige Raubgier- und durch das unablässige Verlangen,
seine Nachbarn zu übervortheilen, beiieckt wurden. Davon war
285) Ooxe (Bourbon Ifings of Spam, V, 144). nennt den Frieden von 1'783 „the
most honourable und advantageous ever concluded by the crown of Spain since the
peace of St. Quintin." Ebenso Rio (Historia de! Reinado de Carlos III., III, 397):
"Siglos habian pasado para. Espaüa de continuas y porüadas contiendas, ein llegar
nunca, desde 1a famose jornada de San Quintin y a1 alborear el reinado de Felipe 1I.,
tan gloriosamente a1 reposo."
985) Gegen das Ende seiner Regierung giebt ihm ein Zeitgenosse, der nichts
weniger als günstig für ihn eingenommen war, das Zeugniss über „the honest und
obstinate adherence of his present Catholic MajßStY to an bis treaüesw PrinßiPleß,
und engagements." Leiters by an Eagle's]; Ofßoer, London 17S8,_II, 329. Vergl.
Muriel (Gobiemo olel Reg; Don Carlos III., Madrid 1839, P- 34x "T311 Collfwido
llegö ä ser Cärlos 111. en los reinos estraüos por 1a rectitud de su caräcter, que
en las desaveneneias que ocurrian entre los gobiernos, foävß ßßlläellfiall en tomarle
por ärbitro, iy se sometian 15 sus decisiones; und Cabarrus (Elogio "de Carlo; III.,
Madrid, 1789, 41:0, p. 40): "Esta probidad llega ä ser e1 resorte politico de 1a. Europa;
todas las cortes penefrßäas de respeto ä sus virtudßß 16 bIISCMI por ärbitro y mediador."
Beweise von der grossen Achtung fremder Mächte gegen Karl III. finden sich auch in
Rio, Historia de! Reinado de Carlos IIL, IV, 41'413: 253-
Buckle, Gesch. d. Civilisation. II. 3