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des
bis zur Mitte
19. Jahxh.
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des Volksgeistes mit Bestürzung erfüllt und drückt sein Urtheil eben
so kräftig und fast eben so strenge aus. Um den Eindruck, den
auf ihn die allgemeine Finsterniss hervorgebracht, deutlich zu
machen, sagte er mit Nachdruck, was man in England einen Mann
von gewöhnlicher Bildung nenne, Würde in Spanien einen Gelehrten
gebenm)
Wer einen Begriii" davon hat, was die gewöhnliche Bildung
eines Engländers vor 80 Jahren bedeutete, wird die Stärke dieses
Vergleichs zu würdigen wissen und einsehen, wie veriinstert ein
Land gewesen sein muss, auf das sich ein solcher Hohn anwenden
liess. Zu erwarten, dass in einem solchen Zustande die Spanier
irgend eine Entdeckung, wie sie den Fortschritt der Völker be-
schleunigen, hätten machen sollen, würde freilich thöricht sein;
wollten sie doch, nicht einmal die Entdeckungen annehmen, welche
andreNationen für sie gemacht und der Welt in den Schooss
geschüttet. Ein so loyales und rechtgläubiges Volk hatte nichts
mit Neuerungen zu thun, welche Gefahr drohten durch den Umsturz
des alten Glaubens. Die Spanier wollten auf den Wegen ihrer
Vorfahren wandeln und ihr Vertrauen auf die Vergangenheit nicht
rauh erschüttert sehn. In der unorganischen Welt wurden die
glänzenden Entdeckungen Newton's schmählich zurückgewiesen, und
in der organischen wurde die Circulation des Blutes länger als
150 Jahre, nachdem Harvey sie nachgewiesen, noch immer ge-
leugnet. m) Dies waren Neuerungen und man that besser, ein
'94) „The eommon education of an English gentleman would constitute a man of
learning here; and, shonld he understand Greek, he would be quite a phenornenon."
Swinburnds Travels ihrough Spam in 1775 und 1776, II, 212, 213, 2d edit.,
London 1787.
925) Noch 1787 sagt Townsend, ein Mann von gediegener Gelehrsamkeit, der
Spanien mit dem ausdrücklichen Zweck bereiste, um sowohl den Zustand der Wissen-
schaft, als auch die ökonomischen Zustände des Landes kennen zu lernen, und der
sich zu diesem Unternehmen gut vorbereitet hattei "I ha-Ve observed in Eelleral, mit
the physicians with whom I have had occasion to converse, are disciples of their favou-
rite doctor Piqner, who denied, or at least doubted of, the circulation of the blood."
Towsmafs Joumey through Spam, 2d ed., London 1792, III, 281. Die Spanischen
Aerzte fingen jedoch damals an, Hoffmann, Cullen und andere ketzerische Denker zu
lesen; und in ihren Werken fanden sie zu ihrer Verwunderung, dass die Circulation
des Bluts vorausgesetzt und nicht einmal als eine Streitfrage behandelt wurde. Aber
die sich unterrichten wollten, mussten so etwas auf guten Glauben annehmen; denn,
fügt Townsend S. 282 hinzu: "In their medical classes, they had no dissections."
Vergl. Labordds Spam, I. 76, III, 315, London 1809, und Godayäs Memoirs, London