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Geschichte
Span.
des
Geistes
liuss besass, gebrauchte ihn in derselben Richtung. Er suchte die
Abgabenfreiheit, welche die Geistlichkeit besass, zu verringern,
auch ihre Freiheit von weltlicher Jurisdiction aufzuheben. Er war
gegen das Privilegium der heiligen Oerter und suchte die Kirchen
ihres Asylrechts zu berauben. Er griff sogar die Inquisition an
und bearbeitete den König sdkraftig, dass Philipp zu einer Zeit
entschlossen war, dies fürchterliche Tribunal aufzuheben und das
Amt des Grossinquisitors abzuschaffen. Diese Absicht wurde
jedoch ganz richtig wieder aufgegeben; denn es leidet keinen
Zweifel, ihre Durchsetzung würde eine Revolution verursacht und
Philipp wahrscheinlich seine Krone gekostet haben. NS) In diesem
Falle wäre gewiss eine Reaction eingetreten, welche die Kirche
stärker als je hinterlassen haben würde. Dennoch wurde trotz
der Spanier Vieles für Spanien gethan. 209) Im Jahre 1707 wurde
die Geistlichkeit gezwungen, zu den Staatsausgaben von ihrem
ungeheuren Reichthum einen kleinen Beitrag zu geben; die Abgabe
907) Coxefs Bourbon Kings of Spam, 11, 163-165. Jlfünoircs de Noailles,
III, 143.
'08) 1714 wurde es für nöthig erachtet, dass Philipp V, der das Glück einer
Spanischen Erziehung nicht genossen, über die Inquisition aufgeklärt werde. Er
wurde daher davon unterrichtet, „qne la. pureza de 1a religion Oatolica en estos reynos
se debia ä. 1a vigilancia. de 1a Inquisicioxi y sus ministros, todos justos, clementes
y circunspectos, no rigidos, violentos ni erueles, como por error ö malicia los
pintan comunmente los Franceses. Y que la conservacion de la Monarquia dependia
m grau partc de memtmer ilibata la Mligion Caiolica." Ortiz, Uompendio, VII, 286.
Baeallar (Uomcntarios, II, 122-125) giebt einen interessanten Bericht über. die An-
griffe auf die Rechte der Kirche; diese, sagt er p. 125, wären „poco ajustados ä 1a
doctrina. de los Sqntos Padres, ä. la Inmunidad de 1a Iglesia, y que souaban ü. heregia."
Bezeichnend fügt er hinzu, p. 1'251 "Los pueblos de Espaüa, que son tan religiosos,
y professan 1a mayor veneraeion ä. 1a Iglesia, creian, que esta se atropellaba, ylzzwo
alguna inlema inquielud, am sin fommio de los adversos a! Reg], cuyo pm-o y sinnero
eomzon podia ser engaiiado; pero no indneido {L un evidente error contra. los Sagrados
Ganones," etc. Solche Stellen, im lS. Jahrhundert ausgehend von einem Manne wie
der Marqnis de San Phelipe, sind von nicht geringer Bedeutung für die Geschichte
des Spanischen Geistes.
909) Schon im Mai 1702 beklagte sich Philipp V. in einem Briefe an Louis XlV.,
dass die Spanier sich ihm in Allem widersetzten. „Je orois ötre oblige de vous dire
que je nfaperqois de plus en plus du peu de zele que les Espagnols ont pour mon
service, dans les petites choses comme dans 1es grandes, et qu'ils s'0pposent ä tout ce
que je desire." Millot, Memoires de Noailles, II, 136. Der Widerwille der Spanier
gegen die liberalen Reformen der Franzosen wuchs bis 1709, „se renovaron los antiguos
odios entre las dos naciones, con tanto ardor, que deseaban las tropas Espaüolas el
haber de combatir eon los Franceses." Bacallar, Oomentarios, I, 360.