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des Span.
Geschichte
Geistes
Tode Ludwig's XIV. im Jahre 1.715. Diese beiden Ereignisse
schwächten ihren Einfluss, ja, eine Zeitlang zerstörten sie ihn
fast. Jedoch das Ansehn, welches sie verloren, ging nicht auf
Spanier, sondern auf andre Fremde über. Zwischen 1714 und
1726 waren die beiden mächtigsten und hervorragendsten Männer
in Spanien Alberoni, ein Italiener, und Ripperda, ein Holländer.
Ripperda. wurde 1726 entlassenßoo) und nach seinem Falle kamen
die Angelegenheiten Spaniens in die Hände von Königseg, der ein
Deutscher und eigentlich der Oestreichische Gesandte in Madrid
warßol) Selbst Grimaldo, der vor und nach der Entlassung Rip-
perda's im Amte war, stammte aus der Französischen Schule und
hatte seine Lehrjahre unter Orry gemacht. m) Alles dies war nicht
die Folge eines Zufalls, noch lässt es sich der Laune des Hofes
zuschreiben. In Spanien war der Nationalgeist so abgestorben,
dass nur Fremde oder Männer, die mit fremden Ideen erfüllt waren,
den Piiichten der Regierung gewachsen waren. Zu den Zeugnissen,
die ich schon angeführt, will ich noch zwei hinzufügen. Noailles,
ein sehr urtheilsfahiger Mann und keineswegs gegen die Spanier
eingenommen, versicherte 1710 ausdrücklich, trotz ihrer Unter-
90") Ripperdafs Mevnoirs, London 1740, zweite Ausgabe p. 117, 118. Saint Simon
(Mämoires, XXXVI, 246) sagt: nltippermla fut premier ministre aussi absolu que le'
tut jamais son predecesseur, Alberoni." Die Englischen Publicistexi und Politiker des
vorigen Jahrhunderts waren sehr ungerecht gegen Alberoni, der, trotz der gefährlichen
Kühnheit seines Charakters, einer der besten Minister war, die je über Spanien ge-
herrscht. Lafuente giebt seine Fehler zu, sagt aber: (Historie de Espaüa, "XIX, 437,
438) "Negarle gran capacidad seria uns. grau injusticia. Tampoco puede desconocerse
que reanimö la Espaüa, levantändola ä, un grado de esplendor y de grandeza en que
nunca se habia. vuelto a ver desde los mejores tiempos de Felipe II." Siehe auch
eine gute Uebersicht dessen, was er für Spanien gethan, in Tapia, Hisioria de Zu
Oivilizacion Espaüola, Madrid 1840, IV, 50, 51.
9M) „The all-powerful Konigseg." Coxes Bourbon Kings of Spam, III, 154;
"the prime mover of the Spanish counsels." p. 159; 1727-45, "Konigseg usurped the
control over every operation of government." p. 190; und p. 235. Seine bedeutende
Macht wird auch hervorgehoben in Lafuente, Historie de Espaüa, XIX, 71: „e1
hombre de mas influjo y valimiento en 1a cörte." '
m!) "Originally a clerk under Orri, he gained the favour of his employer," etc.
Uoxeäs Bourbon Kings of ßßuin, III, 39. Coxe waren eine Menge Briefe aus dem
18. Jahrhundert zugänglich, geschrieben von Personen, die mit Spanien zu thun gehabt
und die noch nicht publicirt sind. Dies macht sein Buch sehr werthvoll; und als
eine Üßberlißterllng politischer Ereignisse übertriift es alles, was die Spanier geleistet,
obgleich der Autor als Schriftsteller und in kunstgereehter Anordnung der lthatsachen,
was ich kaum zu sagen brauche, weit unter Lafueute steht.