Scholastik
und
Frivolität.
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XIV. Jahrhunderts ging,
berühmten des Boccaz.
beweisen die Novellen ,
vor Allem die
Man kann nicht sagen, dass die Kir che durch alle diese
Aenderungen unmittelbar verlor. Sie gewann Vielmehr Schon
dadurch, dass sich ihre Gegner verminderten. Die dynastischen
Interessen leisteten ihr nicht den anhaltenden Widerstand wie die
aufgeregte Stimmung republikanischer Massen, und die antiken
Studien leiteten von theologischen ab, und dienten dazu, eine
kühle Toleranz zu befördern, welche sich den kirchlichen Formen
leicht unterwarf. Die Abwesenheit der Päpste von Italien min-
derte die praktischen Conflicte und erweckte sogar eine, wenn
auch halb politische, Sehnsucht nach dem Wiederbesitze des
heiligen Stuhls. DieKirche erhielt so die Bedeutung eines natio-
nalen Instituts, an welches die Individuen in ihrer Isolirung sich
gern ansehlossen. Auch die zunehmende Ueppigkeit des welt-
lichen Lebens that ihr keinen Abbruch, sondern führte ihr reuige
Sünder zu und gab der Ascetik des Klosterlebens in den Augen
des Volkes eine Folie, die es noch mehr hob. Ueberhaupt war
das Feuer, welches der h. Franz entzündet hatte, noch nicht er-
loschen, sondern glimmte in der Tiefe der Gemüther fort und
flammte noch von Zeit zu Zeit empor. Zwar blieb auch die Geist-
lichkeit von dem frivolen Sinne der Zeit nicht unberührt, und be-
sonders wurden die Bettelmönche durch ihre Scheinheiligkeit und
Einfalt, sinnliche Gierigkeit und Schlauheit ein beliebter Gegen-
stand des Spottes. Aber das that der Frömmigkeit keinen Ab-
bruch, man war es gewohnt, sich wechselnden Stimmungen hin-
zugeben und alle Aeusserungen als individuelle zu betrachten. Nur
dadurch kam die Kirche auf einen abschüssigen Weg, dass sie
unter dem Einfluss höfischer Pracht und conventioneller Sitte der
Schaulustigen Menge gegenüber sich mehr mit steifem Ceremoniell
und Prunk umgab und dadurch an innerer Wirksamkeit verlor
und der Sinnlichkeit Nahrung gab.
Wie viel aber auch in sittlicher Beziehung an diesen Zustän-
den auszusetzen sein mochte, jedenfalls waren sie der Kunst
förderlich. Mehr und mehr stellte sich heraus, dass der vorzüg-
lichste Beruf der Nation nach dieser Seite hinging. Alle ihre An-
lagen wiesen darauf hin. Der Schönheitssinn und die Feinheit der