Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

Scholastik 
und 
Antike. 
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Diese barocke Vermischung des Antiken und Christlichen war 
aber nicht etwa bloss eine geschmaklose Form der Poesie, son- 
dern wurde höchst praktisch und brachte einen eigenthümliehen 
Zwiespalt hervor, Welcher bald zu einem unwahren theatralischen 
Auftreten, bald zu einer wirklichen Verwirrung der Begriffe führte. 
Wie weit das gehen konnte, zeigt vor Allem die bekannte Ge- 
stalt des Colä di Rienzi, der, ein wenig bedeutender römi- 
scher Bürger und Notar, während der Anarchie, in Welche Rom 
bei der Abwesenheit der Päpste durch die Anmaassung und Roh- 
heit des römischen Adels gerathen war, anfangs mit grosser Klug- 
heit als kühner Volksführer und energischer Reformator günstig 
wirkte, dann aber sich zu einer Anmaassung steigerte, die an 
VVahnsinn grenzte. Wenn er sich in der Reihe von pomphaften 
Titeln, die er annahm, „Nicolaus, den gestrengen und gnädigen 
Tribun der Freiheit, des Friedens und der Gerechtigkeit, den er- 
lauchten Befreier der heiligen römischen Republik" und dann 
wieder den „Candidaten des h. Geistes, den Eiferer für Italiens 
Grösse (zelator Italiae)" nannte, wenn er nach einem Bade in dem 
Becken des lateranischen Baptisteriums, in welchem Con- 
stantin der Sage nach getauft sein soll, mit einem Aufwande von 
geistlichen und weltlichen Ceremonien die Ritterwiirde annahm, 
und zugleich die Stadt Rom als das Haupt des Erdkreises procla- 
mirte und die streitenden Kaiser vor seinen Stuhl lud , so zeigt 
das ungefähr den Umfang und die Gegensätze der Begriffe, in 
denen sich die Vorstellungen bewegten. Dies phantastische Auf- 
treten war aber nicht etwa bloss eine persönliche Thorheit des 
Mannes, die sich aus der eigenthiimlichen Stellung Roms und 
dem schwindelnden Erfolge seines ersten Auftretens erklären 
lassen würde, sondern es entsprach der allgemein verbreiteten 
Ansicht und erweckte in ganz Italien eine hohe Begeisterung. 
Juno dargestellt, welcher auf ihren Befehl Karl von Anjou gegen Manfred, der 
als Abkömmling des Aeneas geschildert wird, herbeiruft. Die Götter sind 
durchweg Santi, selbst die Hände der Venus "santi mani", Christus ist ein 
Sohn des Zeus, der Tag seiner Geburt zugleich als Tag des Saturns heilig, 
die Nonnen sind Priesterinnen der Diana, und Petrus, ein Befehlshaber der 
Ritter, welche der Sohn des Zeus auf Erden hinterlassen, empfängt den Todes- 
stoss der Atropos. 
VII.  Ö
	        
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