Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

Vereitelte 
Hoffnungen. 
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reicht, dass die Bürger im Bedürfniss der Ruhe und zur kräfti- 
geren Abwehr äusserer Feinde sich einer dictatorischen Gewalt 
unterwerfen. Sie wählten dann gewöhnlich einen kräftigen und 
kriegsgeübten Herrn aus dem benachbarten Adel zum Signore, 
und übertrugen ihm anfangs contractlich und auf beschränkte 
Zeit die Herrschaft. Sie setzten dabei voraus, dass im N othfalle 
ihre vereinte Kraft stark genug sein werde, sich gegen den Miss- 
brauch solcher Gewalt zu schützen. Allein diese Rechnung schlug 
oft fehl, die Signori wussten sich Anhang zu verschaffen und zu 
bleibenden, erblichen Herren der Städte zu machen. Schon am 
Ende des XIILJahrhunderts bestanden eine Menge solcher fürst- 
lichen Herrschaften, und im Laufe des XIV. wurden sie in der 
Lombardei und in den Marken fast die Regel. Da schon das eigne 
Interesse diese Signori nöthigte, den materiellen Bedürfnissen der 
Bürger möglichst zu genügen und sie zufrieden zu stellen, so 
fanden sich die meisten Städte unschwer in diese neue Lage, und 
es kam Wohl vor, dass, wenn sich einer dieser Herren durch gutes 
Regiment auszeichnete, auch andere Städte ihm die höchste Ge- 
walt übertrugen, um sich eines ähnlichen Zustandes der Ruhe und 
Ordnung zu erfreuen, so dass einige dieser Häuser in solcher 
Weise grosse fürstliche Herrschaften begründeten. Allerdings 
wurde dies denn nun auch das Ziel der übrigen und die Quelle 
dynastischer Intriguen. Auch entstand in diesen fürstlichen Fa- 
milien bei dem Mangel geordneter Beschränkung und dem Be- 
wusstsein steter Gefahr bald ein übermüthiger und misstrauischer 
Sinn, der sie zu Ausschweifungen, zu Willkürmassregeln und 
oft zu empörenden Grausamkeiten gegen wirkliche oder vermeint- 
liche Feinde verleitete. Ab er diese Grausamkeiten wurden in Dunkel 
gehüllt oder trafen nur Einzelne, und der Rechtssinn der Uebrigen 
war nicht mehr stark genug, um darin die gemeine Gefahr zu sehen. 
Man wusste ja, dass auch in den Republiken die siegende Partei mit 
ihren Gegnern nicht säuberlich umging und fand sich für den Verlust 
der Freiheit durch den Glanz und den einträglichen Aufwand eines 
Hofes einigermassen entschädigt. Indessen kam es denn doch 
zuweilen dahin, dass die Erpressungen und Grausamkeiten das 
Maass überstiegen oder dass das eingeschlumrnerte republika- 
nische Gefühl von selbst erwachte. Der Zustand dieser regierenden
	        
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