in
Rhodus.
703
thik, aber allerdings noch späteren Styls. Die Hauptstadt Rhodus
selbst und besonders wieder ihre Hauptstrasse, die "Sh-esse der
Bitter", in welcher die Paläste der Ordensgewaltiger und die
Herbergen der verschiedenen Zungen des Ordens, der französi-
schen, englischen u. s. f. lagen, und die mit einer offenen Säulen-
halle schloss, in der die Ritter sich zum Kirchgange oder bei
ähnlichen Veranlassungen sammelten, erschien wie eine franzö-
sische Stadt des XV. Jahrhunderts. Auch die meisten Kirchen
waren ganz in französischem Style; so St. Katharina, ein ein-
facher, einschifliger Bau mit einer Apsis, mit Zinnen bekrönt und
wehrhaft eingerichtet, und die erst dem XV. Jahrhundert ange-
hörige Kirche S. Marcus. Nur die Kathedrale St. Johannes
Baptista , angeblich 1309-1346 gebaut, machte eine Aus-
nahme. Grosse antike Granitsäulen mit antiken oder byzantini-
sirenden Kapitälen trugen spitzbogige Arcaden ohne alle Gliede-
rung; die Oberlichter waren halbkreisförmig, alle drei Schilfe des
Langhauses von dem offenen Dachstuhl mit farbig verzierten
Balken bedeckt. Nur das Krenzschiff und der viereckig schlies-
sende Chor hatten Rippengetwvölbe und spitzbogige Fenster. Eine
Kirche, welche die Venetianer ungefähr zu derselben Zeit in
Chalcis auf Euboea bauten, soll sehr ähnlich sein, und jedenfalls
macht die ganze Anlage es wahrscheinlich, dass der Meister, den
man dazu berufen, ein Italiener gewesen, was auch bei den viel-
fachen Verbindungen des Ordens mit Italien sehr begreiflich ist,
aber weiter keinen Erfolg hatte, da demnächst der französische
Styl auch hier vorgezogen wurde.
Die Türken, seit 1522 Herren der Insel, hatten diese Bauten
der fränkischen Ritter meistens unverändert gelassen, so dass sie
noch vor wenigen Jahren den Reisenden durch ihren malerischen
Anblick erfreuten. Seit dem Herbste 1856 ist damit eine traurige
Veränderung eingetreten; ein gewaltiges Erdbeben, welches zehn
Tage lang in grosser Stärke anhielt, hat die meisten dieser Ge-
bäude beschädigt oder zerstört, und kaum war diese Gefahr vor-
über, als der Blitz in den von den Türken als Pulvermagazin be-
nutzten Glockenthurm von St. Johann Baptista einschlug und eine
Explosion verursachte, welche auch die Kirche in einen Schutt-
haufen verwandelte. Wir sind daher ganz auf das Zeugniss