Bauten
der
Kreuzfahrer.
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denken, dass der lateinische Künstler durch antike VVerke, die
er auf seiner Wanderung kennen gelernt, angeregt Wurden Sei,
Auch an den übrigen meist nur in Trümmern erhaltenen
Kirchen sind Bögen und Fenster spitz, die Räume mit Ausnahme
der byzantinisch construirten Kuppel durch rippenlose Kreuzge-
wölbe gedeckt, Pfeiler und Scheidbögen meistens in rechtwinke-
ligen Abstufungen profilirt, kurz im Wesentlichen, abgesehen
von dem Mangel des Daches, einfache, ziemlich Strenge Formen
des Uebergangsstyles angewendet. Die grösseren dieser Kirchen,
namentlich St. Anna, die einzige vollständig erhaltene und
St. Marie la grande, einst Cistercienser-Nonnen gehörig,
haben ein aus wenigen, aber grossen, fast der Mittelschiffbreite
gleichen Jochen bestehendes dreischiffiges Langhaus, ein nicht
ausladendes Querschilf und drei äusserlich polygonisch gestaltete
Apsiden. An beiden sind die Portale beachtenswerth; das von
St. Anna spitzbogig, aber mit Rauten, Damenbrett und anderen
romanischen Ornamenten neben dem antiken Eierstabe; das der
Marienkirche dagegen rundbogig, aber schon nach der Weise des
gothischen Styls mit den Figürcben der Monatsbeschäftigungen
in der Kehle der Archivolte. Die Mehrzahl der übrigen Kirchen
ist einschiflig. So das Kirchlein St. Peter, wo die viereckigen
Pfeiler mit eingekerbten Ecksäulchen einen deutschen Einfluss
vermuthen lassen, und St. Jacobus minor, wo statt der Kreuzge-
wölbe ein Tonnengewölbe mit Stichkappen angebracht ist. Un-
gewöhnlicher Anlage ist die ehemalige Klosterkirche der Himmel-
fahrt auf dem Oelberge, jetzt eine Moschee, ein Achteck mit einem
gleichen, von Kreuzgewölben gedeckten Umgange in spätroma-
nischen Formen.
Die zahlreichen, wenn auch häulig nur in Ueberresten oder
als Moscheen erhaltenen Kirchen der andern Städte von Palästina
weichen zum Theil von dem Typus ab, der in der Hauptstadt
wiederkehrt. Einige, wie die jetzige Moschee, ehemalige Kathe-
drale von Beiruth, oder die Kirche von Djebeil haben statt der
Kreuzgewölbe ein spitzbogiges 'l'onnengeivölbe. Andere, wie
die zu Sebasle in Samaria und die zu Lidda, haben bei sonstiger
Uebereinstimmuug mit denen von Jerusalem einen etwas weiter
entwickelten gothischen Styl, schmalere Gewölhfelder, kreuz-