Vertheidigungskirchen.
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Gang, Welchen man mit Schiessscharten und mit Oeffnungen im
Boden zum Herabschütten von Pech und andern verderblichen
Gegenständen versehu konnte. Der Raum über dem Gewölbe
diente dann zur Vorbereitung der Vertheidigung. Die Nützlich-
keit dieser Vorrichtung war einleuchtend und alle Landgemeinden
strebten nach Maassgabe ihrer Kräfte danach, sie sich zu ver-
schaffen. Diese Vertheidigungskirchen sind bald grösser
bald kleiner, bald sind sowohl das Schiff als der Chor mit sol-
chem Wehrgange versehn, bald ist nur der zu diesem Zwecke
höher gebildete Chor nebst dem Thurme der Westseite zur Ver-
theidigung eingerichtet. Natürlich hatte dieser kriegerische
Zweck denn auch einen Einfluss auf die sonstige Gestaltung des
Gebäudes. Der Chor ist immer einschiflig und mit drei Seiten
des Achtecks geschlossen, das Langhans zuweilen auch dreischiftig,
doch stets so, dass das Ganze von Einem Dache bedeckt ist. Die
Gewölbe sind flach gehalten und daher meistens netzförmig. Im
Innern kommt wohl feinerer Schmuck von Tabernakeln und Al-
tären vor, auch sind die Fenster zuweilen ziemlich gross und mit
Maasswerk versehen, aber im Ganzen bleiben, wie es in der
Natur der Sache lag, die Formen einfach, schwer und stumpf f).
In den grössereil befestigten Städten fiel zwar das Bedürf-
niss solcher Kirchen fort; aber dennoch sind sie auch hier meist
von strenger, einfacher Form. In manchen Fällen scheute man
die Herbeischaifung des etwas entfernteren, besseren Steines und
begnügte sich mit weichen Bruchsteinen oder Ziegeln, in andern
unterbrachen kriegerische Ereignisse den Bau , der dann erst
später bei verminderten Kräften eilig vollendet wurde. Aber auch
sonst fehlte der Sinn für feinere, künstlerische Ausführung. Eine
reich gebildete Facade, ein kühn und schlank aufsteigender
Thurm, Strebebögen über den Seitenschiifen, Spitzgiebel über den
Fenstern kommen auch nicht ein Mal vor. Die Kirchen sind Hal-
lenbauten oder doch so angelegt, dass das Mittelschiff nur wenig
über die SeiteuschiHe emporsteigt, die Pfeiler tragen den Charak-
ter des Massenhaften. Und wenn auch einzelne Theile des Ge-
Details
Sieben-
der zum Theil interessanten
die Vertheidigungskirchen von
262.
Namen und Beschreibungen
giebt der Aufsatz von Friedr. Müller,
bürgen, in den Mitth. 1I. 211, 227,