Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

Dom 
Zll 
Karlsburg. 
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die Pfeiler regelrecht kreuzförmig gebildet, die stärkeren gewölb- 
tragenden mit vier kräftigen Halbsäulen, die Zwischenpfeiler auf 
der Frontseite ohne solche Vorlage. Die Basis der Säulen hat das 
wohlprofilirte Eckblatt , die Kapitäle sind von kurzer Kelchform 
mit Blattwerk, zuweilen auch mit verschlungenen Vögeln oder 
andern Thieren. Ein jetzt vermauertes romanisches Portal am 
südlichen SeitenschiEe ist von höchster Pracht; die zwei auf jeder 
Seite eingelegten Säulen und die ihnen entsprechenden Rundstäbe 
sind mit geschmackvollen Ranken, die Kapitäle mit grossen Blät- 
tern sehr reich geschmückt. Nicht minder stattlich sind die bei- 
den Conchen der Kreuzarme mit starken Halbsäulen, mannigfach 
profilirten Rundbogenfricsen, reich gestalteten, zum Theil mit 
Rankengeilechten und Thieren geschmückten Gesimsen. Einzelne 
Details scheinen dem gothischen Style näher zu stehen, aber im 
Ganzen entspricht die Haltung dieses älteren Theiles den gewölb- 
ten Llebergangskircheil Deutschlands aus der ersten Hälfte des 
XIII. Jahrhunderts und ist besonders dem Dome zu Naumburg 
verwandt. 
Unsre urkundlichen Nachrichten über die Baugeschichte be- 
schränken sich auf zwei aber ziemlich wichtige Contracte. In 
dem ersten vom Jahre 1287 verpflichtet sich dem Bischof und 
Kapitel gegenüber der Steinmetz Meister Johannes 1') die Mauer 
der Kirche und die zu ihr gehörigen Theile so hoch hinaufzu- 
führen, wie sie in dem alten Werke, namentlich über der grossen 
Thüre sei, durch welche der Bischof ein- und ausgehe; in dem 
zweiten, vom Jahre 1291 wird mit Zimmerleuten über Ausfüh- 
rung des Daches contrahirt und werden dabei die einzelnen Theile 
des Gebäudes ganz übereinstimmend mit dem jetzigen Dome auf- 
gezählt. Es handelte sich hier also nicht. um einen Neubau, son- 
dern um eine Herstellung, die wahrscheinlich sich auf eine Zer- 
störung und Feuersbrunst bezog, welche der Dom nach histo- 
"Ü Seine Bezeichnung lautet vollständig: Magister Johannes Lapicida 
filius Tinonis de civitate Sancti Adeodati. Welcher Ort unter dieser Be- 
zeichnung gemeint, 0b der nieder-ungarische Markttlecken Deodatum, ob das 
lotharingische Monasterium oder Fanum St. Deodati, jetzt St. D16, ob irgend 
eine andere Stadt, zu deren Schutzheiligen St. Deodat gehörte, z. B. Siena, 
bleibt dahingestellt. Der väterliche Name: Tino klingt in der That italienisch.
	        
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