Romanische
Bauten.
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dasselbe, um sie in einer gewissen Abhängigkeit. von sich zu er-
halten. Sie standen nur in loser Beziehung zum Bischofe und
hüteten sich sorgfältig in grössere Unterordnung zu ihm zu ge-
rathen. Eben dadurch entging ihnen aber auch der geistige Ein-
fluss und materielle Beistand, welcher den Kirchenbauten sonst
von der höheren Geistlichkeit zu Theil wird, und sie waren ganz
auf sich selbst, auf ihre eigenen mühsam erworbenen Mittel, auf
ihr ganz unentwickeltes Schönheitsgefühl angewiesen. Dies
spricht sich denn auch in der Erscheinung ihrer Kirchen aus. Sie
sind ernst, streng, burgartig, arm an plastischem Schmucke. Jene
Regungen des Darstellungstriebes, Welche die romanischen Bau-
ten der andern Länder anziehend machen, fehlen gänzlich; man
fühlt, dass die Phantasie in der harten Arbeit des Erwerbes er-
lahmt ist. Glieder und Ornamente Wiederholen sich Jahrhunderte
lang und die Styländerungen der deutschen Kunst gelangen nur
sehr langsam und mit abgeschwächter Bedeutung hierher.
Obgleich der romanische Styl sich sehr lange erhielt und
einzelne Ueberreste desselben häufig vorkommen, sind ganz er--
halteue Kirchen desselben selten f). Vielleicht die früheste ist die
für diese Gegend höchst charakteristische s. g. Burgkirche von
M i chel sberg, wahrscheinlich bald nach 1223 errichtet, eine
dreischiftige Basilika einfachster Art von gewaltiger Mauerdicke
und von sehr geringer Länge mit drei Apsiden. Das Mittelschiff
ist mit flacher Decke, die Seitenschiffe sind mit Tonnengewölben
gedeckt, beide nur durch zwei sehr schwere und völlig ungeglie-
derte Pfeiler und Rundbögen getrennt und durch sehr kleine,
rundbogige Fenster beleuchtet. Alles ist massenhaft und ohne Zierde,
nur die YVestseite hat einen bescheidenen, sehr würdigen Schmuck
erhalten, indem ihr ziemlich stark, mit je vier Säulen vertieftes
rundbogiges Portal auf jeder Seite von zwei niedrigeren, durch
das fortgesetzte Kämpfergesims des Portals tangirten Arcaden
eingefasst ist, so dass diese ganze Anordnung etwa die Hälfte
der [Pacade füllt. Die Kirche zu Harina (Münchsdorf), wahr-
scheinlich mit Unterstützung des Bischofs erbaut, erinnert ihrer
Friedrich Müller,
im Jahrbuch der
S. 181.
n
bürgen
Harina
Sieben-
S. 179.
Baukunst des rom. Styls in
III. S. 149 ff. Michelsberg