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Croatien.
und daher in den bald nüchternen, bald überladenen Formen, die
auch in Deutschland in der zweiten Hälfte des XV. und dem An-
fange des XVI. Jahrhunderts herrschte. Eine eigenthümliche
Richtung ist dabei nicht zu bemerken; mit dem Eindringen des
gothischen Styls scheint die, Welche die oben geschilderten Ueber-
gangsbauten erkennen liessen, zurückgetreten zu sein. Unter den
bekannt gewordenen Kirchen dieser Zeit verdienen daher nur
urenige der Erwähnung. Eine der grösseren ist die St. Jakobs-
kirche zu Leutschau in der Grafschaft Zips , welche interes-
sante Einzelheiten aus früheren Zeiten enthält, aber jetzt doch nur
eine schwerfällige, auf unbeholfenetx Pfeilern ruhende Halleukirche
istß). Anziehender sind die St. Michaeliskirche zu Oeden-
burg mit einem schlanken, der WVestseite angebauten Thurme,
dann an der schon erwähnten Kathedrale zu Kircltdrauf der
Chor (1462 bis 1478) und die Frohnleichnamskapelle (1498 bis
1510) WF), und endlich die der Pfarrkirche zu Donnersmark
angefügte Doppelkapelle, deren unteres, etwa zwölf Fuss hohes
und bis zur Fensterbrüstung in den Boden versenktes Stockwerk
vielleicht zu einem Todtendienste bestimmt war, während die
obere Kapelle vierzig Fuss lang, zwanzig breit, zwei und vierzig
bis unter dem Schluss des Netzgewölbes hoch, mit dem reichsten
Schmucke dieser Spätzeit und in der That hier sehr schön und
geschmackvoll ausgestattet istäzzkß).
YVie in Ungarn ist auch in Croatien, wenigstens in seinem
nördlichen Theile, die deutsche Baukunst eingebürgert, indessen
sind auch hier die meisten der erhaltenen mittelalterlichen Gebäude
aus spät-gothischer Zeit Von grösserem Interesse scheint
nur der Dom zu Agra m an dessen jetziger Gestalt eine Reihe
von Jahrhunderten gearbeitet haben. Nach der Verwüstung durch
des gothischen Styls selbst in den ganz von Magyaren bewohnten Disfricten
und namentlich über gothische Holzkirchen s. in den Mitth. Bd. IX. S. XI.
t] Daselbst S. 41, G4 ff.
Daselbst I. S. 107, VI. S. 200.
Daselbst V. S. 174. Einige andere spätgothische Kirchen sind in
der Uebersicht über ungarische Publikationen daselbst II. S. 916 genannt.
Die grösseste derselben dürfte der Dom zu Pressburg sein.
T) Eine kurze Aufzählung und Beschreibung einiger in den Mitth. I. 231
H") Mitth. IV. S. 229, QÜÜ mit vielen Abbildungen.