Rundbauten.
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Man darf annehmen, dass der Styl der bisher erwähnten
Kirchen, obgleich noch mit romanischen Formen gemischt, sich
das ganze XIII. Jahrhundert hindurch erhalten hat; denn neben
ihm finden wir nur Bauten des reichen gothischen Styls, von de-
nen nur eine kleine Zahl dem XIV., bei Weitem die meisten dem
XV. Jahrhundert angehören. Theils die nationale Eigenthümlich-
keit jener Gruppe, theils der Umstand, dass auch in Oesterreich
der spätgothische Styl überwiegt genügen, um diese Erschei-
nung zu erklären.
Eine der frühesten und reinsten unter den gothischen Bauten
Ungarns ist die jetzt den Benedictinern überwiesene ehemalige
Franciscanerkirche zu Oedenburgädß). Der Grundplan ist ein
diesen Gegenden ganz fremder, an westphälische Kirchen erin-
nernder, nämlich ein fast quadratisches, durch vier Rnndsäulen
in neun Gewölbfelder von gleicher Höhe, jedoch bei fast doppel-
ter Breite des Mittelschiffes getheiltes Langhaus, nebst einem
einschifiigen, aus zwei Gewölbfeldern und dem Schlusse mit fünf
Seiten des Achtecks bestehenden Chore. Besonders dieser Chor
ist in den edelsten Formen reicher Gothik erbaut, mit Weich und
vortrefflich profilirten Eckpfeilern, freiem Blattwerk der Kapitale,
hohen drei- und zweitheiligen, mannigfaltig gebildeten Maass-
werkfenstern, endlich am Aeussern mit kräftigen, aber noch nicht
mit Schmuck überladenen Strebepfeilern. An der Nordseite des
Langhauses ist ein schlanker quadrater Glockenthurm mit acht-
eckigem Oberbau und gemauerter Spitze angefügt, der unten als
Portal und Vorhalle dient. Das Ganze ist der ersten Hälfte des
XIV. Jahrhunderts zuzuschreiben und in Beziehung auf Reinheit
des gothischen Styls vielleicht die beste Leistung Ungarns.
Ein mächtigeres Werk und dabei von höchst pikanter An-
lage ist der Dom St. Elisabeth zu Kaschanmkk]. Der Grund-
Oben Bd. VI. 318.
m) Mitth. d. k. k. C. C. VIII. S. 339. Vgl. einige verwandte west-
phälische Kirchen, Bd. VI. S. 277 H.
Vgl. den Aufsatz von K. Weiss in den Mitth. II. 236, 275, der die
Materialien und Abbildungen aus einer in ungarischer Sprache verfassten
Monographie von Henszelmann entnommen hat. Ein näheres Studium des
Monuments und die Publieation weiter eingehender Zeichnungen bleiben
zu wünschen.
VII.
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