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Ungarn.
russischen Hofe zu Kiew an griechischer Malerei Geschmack
fanden. k). Wohl aber erklärt sich dieses Vorherrschen der deut-
schen Kunst in allen ihren Zweigen, so wie überhaupt die ganze,
für Polen ungewöhnliche Erscheinung der Stadt daraus, dass sie
im Mittelalter überwiegend von Deutschen bewohnt, fast eine
deutsche Colonie war. Schon zwischen 1230 und 1240 hatte sie
deutsches Stadtrecht nach dem Vorbilde von Breslau erhalten,
und im Jahre 1257 wurden neue Privilegien ertheilt um mehr
deutsche Ansiedler herbeizuziehn im). Noch die Sammlung von
Privilegien und Statuten der Stadt, welche der Magistrat im
Jahre 1505 in einem stattlichen mit Miniaturen versehenen Codex
anfertigen liess, enthält kein polnisches Wort, sondern nur latei-
nischen oder deutschen Text. Namentlich die Statuten der Ge-
werbe sind mit wenigen Ausnahmen deutsch
In Ungarn-H waren die äusseren Verhältnisse ganz ähnlich
wie in Polen. Zwar war das Land einst römische Provinz ge-
wesen, allein die römische (Zivilisation war nicht tief eingedrungen
i] Schon von Wladislaus J agello wird es berichtet, dass er im Jahre 1393
griechische Maler zur Ausschmückung einer Kirche in Krakau habe kommen
lassen, und noch die Darstellung der Engelschöre am Gewölbe der von
Kasimir Jagello im Jahre 1471 für sich und seine Gemahlin dem Dome
angebauten Grabkapelle ist in der stereotypen Weise des byzantinischen
Styls, wenn auch mit weichem und zartem Pinsel, ausgeführt. Man ver-
muthet, dass auch die Wandmalerei im Dome, deren Gestalten hin und
wieder unter der Tünche erkennbar sind, von solchen Malern herrühren,
und in den polnischen Chroniken werden mehrmals auch in Klöstern Malereien
erwähnt, welche "graeeo" oder „musaico more" ausgeführt seien. Vgl.
darüber Mitth. V. S. 294 mit Abbildungen.
Roepell, Gesch. Polen's I. 581.
wer) Mitth. 111. 228, 1v. 74.
Wir verdanken die Kenntniss der ungarischen Monumente aus-
schliesslich den neueren Forschungen der österreichischen Archäologen, von
denen zuerst Eitelberger, sowohl in dem Jahrbuch der k. k. G. 00m. I.
91 6., als in den mittelalt. Kunstdenkm. des österr. Kaiserstaates I. 89 ff.
umfassende Berichte gab, an welche sich dann eine Reihe einzelner Aufsätze
in den Mitth. d. k. k. O. 00m. anschlossen. Uebrigens sind, wie Eitelberger
selbst bemerkt und neuerlich (Mitth. IX. S. XI.) noch näher nachgewiesen
ist, diese Forschungen noch keineswegs erschöpfend und viele Districte
Ungarn's noch ganz unbekannt.