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Polen.
seiner noch jetzt erkennbaren kräftigen Befestigung, mit zahlrei-
chen Thürmen, prächtigen Kirchen und grossartigen alten Ge-
bäuden sich an den Bergen des Weichselthales malerisch erstreckt,
und noch sehr bemerkenswerthe Monumente enthält. Das älteste
derselben ist der Dom ä), welcher im Aeussern vielfach entstellt,
im Innern verschiedene Bauzeiten erkennen lässt. Die Krypta,
welche in Folge einer Veränderung des oberen Baues jetzt unter
dem Langhause liegt, mit rohen Würfelkapitälen und Basen mag
noch aus der Gründungszeit, dem XII. Jahrhundert, stammen,
während die Kirche dem XIV. angehört. Sie ist kreuzförmig mit
niedrigen Seitenschiffen, welche auch um den rechtwinkelig
schliessenden Chor als Umgang fortgesetzt sind. Die Pfeiler, im
Wesentlichen achteckiger Gestalt und ziemlich schwer, sind mit
feinprolilirteu Gliederungen versehen, welche ohne Kapitäle in die
weitgespannten Scheidbögen und die Gewölbgurten übergehen.
Sehr eigenthümlich und gelungen ist die Anordnung der oberen
Wand, indem das dicht unter dem Schildbogen stehende, als
Blende bis auf das Gesims über dem Scheidbogen herabgeführte
Oberlicht mit zwei daneben angebrachten blinden Maasswerk-
fenstern eine ziemlich reiche, das Wandfeld fiillende Gruppe bil-
det. In der zweiten bedeutenden Kirche der Stadt, der Frauen-
kirch e, ist das dreischiflige Laughaus mit schlankeren V erhält-
nissen, aber schweren Details dem Dome nachgebildet, der Chor
aber, in dessen tief herabgehenden Fenstern noch herrliche Glas-
gemälde erhalten sind, einschiffig, mit Sterngewölben gedeckt
und mit drei Seiten des Achteckes geschlossen. Auch die D0-
minicanerkirche, mit rechtwinkeligem Chore und reichem
Sterngewölbe des dreischifligen Langhauses, hat ähnliche schwere
Detailformen und wird im XV. Jahrhundert errichtet sein, wobei
man aber den zierlichen Fries von sich durchschneidenden Spitz-
bogen, welcher am Chore unterhalb der jetzigen Dachhöhe vor-
kommt, und das schöne, im besten Style der Ziegelarchitektur
erbaute Westportal aus dem älteren Bau beibehielt Jener Fries
gleicht so sehr dem an der Dominicanerkirche zu Breslau, dass
Vgl. den Bericht von Essenwein
christl. Kunst VIII. (1858) S. 1 ff.
M) Mitth. a. k. k. 0. C. 11. s. 17.
nebst Abbildungen
im
Organ
für