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Schweden.
vielmehr herrscht überall der deutsche Einfluss mit sehr einfachen
und oft schweren Formen vor. Die Franciscanerkirche auf dem
Ridderholm zu Stockh 01m3), im Langhause mit dicken Rund-
säulen, spitzbogigen Arcaden und ebensolchem lbnnengeivölbe,
hat die eigenthümliche, sich polygonisch erweiternde Choranlage,
welche in mehreren deutschen Kirchen desselben Ordens (in
Berlin, Stettin u. s. w.) vorkommt. An der Peterskirche zu
Malmö, einer der grössesten Kirchen des Landes, hat der Chor
Aehnlichkeit mit dem des Domes zu Lübeck, und die jetzt in
Ruinen liegende Katharinenkirche auf der Insel WVisby war
ein Hallenbau mit leichten achteckigen Pfeilern, wie sie in spät-
gothischer Zeit in Deutschland üblich warenm"). Auch Landkir-
chen mit Spitzbögen und Kreuzgewölben sind häufig. Sie sind
meistens einschiffig und entweder in Krenzgestalt mit geradem
Chorschlusse und dem Thurme auf der Vierung oder so ange-
ordnet, dass der Thurm den Eingang bildet, und hinter ihm an
das schmalere Schiff sich ein noch schmalerer Chor mit geradem
oder halbkreisförmigem Schlusse anlegt. Oft sind diese Kirchen,
obgleich in den Formen des Steinbaues, in Holz gebaut, und stets
von sehr geringen Dimensionen, die man nicht gerade aus Spar-
samkeit wählte, sondern eher aus einem nordischen Bedürfnisse
nach Wärme, vielleicht aber auch, um sie um so leichter mitMa-
lereien schmücken zu können. Denn dieser edle Luxus scheint
hier ungemein verbreitet gewesen zu sein, und die zahlreichen
noch jetzt erhaltenen Wandgemälde dieser Art, meistens dem
XIV. Jahrhundert angehörig, sind, wenn auch nicht ausgezeich-
net, doch auch keineswegs ohne WVerth. Sie schliessen sich dem
Style nach der deutschen Malerei an, jedoch zögernd und mit
alterthümlichen Zügewkid-t).
Dänemark folgte, wie im romanischen, so auch im gothi-
sehen Style der allgemeinen Richtung, doch, wie es scheint, ohne
Ausgezeichnetes zu leisten.
i] Gaymard tab. 182, 185.
H) Kugler, Baukunst III. 509.
ggf) Interessante und gelungene farbige Nachbildungen solcher Malereien
giebt Mandelgren, Monuments scandinaviques du moyen age etc. Lief. 1
u. 2, 1855 u. 1859. Vgl. meine Anzeige in den Mittheil. d. k.k. C. C. VI. p. 77.