Kathedrale
Zll
Stavanger.
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lieh, manche bei einem gewissen märchenhaften Reize doch zu
bizarr und willkürlich. Das rechte Maass hat auch hier gefehlt
und die nordische Phantasie hat auch hier die Grenze des Archi-
tektonischen überschritten.
Auch scheint es nicht, dass dieser ausgezeichnete Bau Nach-
ahmung gefunden hat, namentlich kommt die achteckige Anlage
des Chores nicht weiter vor, er schliesst vielmehr meistens, wie
an der Kathedrale zu Stavangerß), mit einer rechtwinkeligen
WVand, welche hier mit weitgeößneten Maasswerkfenstern sehr
würdig geschmückt ist. Demnächst scheint der englische Ein-
fluss nachzulassen; der Tudorstyl fand auch hier keinen Eingang
und die meist sehr einfach gehaltenen spätgothischen Kirchen
weisen mehr auf einen Zusammenhang mit deutschen Bauten hinWF).
In S c h wed e n tritt uns zunächst die merkwürdige 'l'hatsache
entgegen, dass man, als es sich um einen Neubau der Kathe-
drale von Upsala handelte, sich geradezu nach Paris wendete,
wo sich Meister Etienue de Bonneuil zufolge Contracts vom Jahre
1287 verpflichtete, den Bau zu leiten und sich zu demselben und
zwar mit vierzig Gehülfen einzufindeir. Die Anlage istiu der That
eine ganz französische; ein Langhaus von sieben Jochen, ein ein-
faches Kreuzschiff, eine geräumige Choranlage mit demUmgange
und einem Kranze von fünf polygonförmig schliessenden Kapel-
len; die WVestseite mit zwei Thürmen, die drei Faqaden mit Por-
talen und Rosenfenstern, das Ganze endlich mit Strebepfeilern und
Strebebögen ausgestattet Allein die Ausführung erinnert un-
geachtet jener vierzig Gehülfen in den meisten 'l'heileir doch an
die gothischen Kirchen in Lübeck und Mecklenburg, und jeden-
falls fasste der französische Styl hier keine tieferen Wurzeln,
4') Vgl. die kleine Abbildung bei Minutoli, der Dem zu Drontheim, S. 13.
"j Dies (nach Kuglefs Mittheilung im D. K.-Bl. 1856, S. 166) das
Urtheil des norwegischen Kunstforschers Nieolaysen in dem Jahresbericht
des dortigen Alterthums-Vereins für 1854.
Den Grundriss und eine Aussenansicht geben theils nach den Monu-
menta Uplandica II. p. 16, 24, theils nach der Suecia ant. et hod. Agincourt
Taf. 43 Fig. 20 H. und die Denkm. d. Kunst Taf. 56 Fig. 8. Andere Aussen-
ansichten Gaymard, Voy. de Scandinavie tab. 195, 196.
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