Dom
Zll
Droutheim.
655
der Marieukirche zu Bergen in reifer Entwickelung, endlich am
Dome zu Drontheim, dem bedeutendsten Werke norwegischer
Architektur, in höchster phantastischer Pracht antreffen. Von den
älteren Theilen dieser Kirche haben wir schon früher gespro-
chene), jetzt sind es die spätesten, welche uns interessiren, der
nach englischer Sitte ungemein gestreckte Langbau des Chores,
und besonders der hohe Chor selbst, welcher dann freilich die
an dieser Stelle in England ganz unerhörte Form eines Octogons
mit einem niedrigen ebenfalls achteckigen Umgange erhalten hat.
Beide sind durchweg in Details, theils des friihenglischen, theils
des decorirten Styles, aber oft mit eigenthümlicher phantastischer
Steigerung derselben ausgeführt. Bemerkenswerth ist nament-
lich, dass die Arcaden, welche dort das Mittelschiff von den
Seitenschiffeil, hier den inneren Raum des Achteckes von dem
Umgange trennen, nach einem Motive gebildet sind, das in Eng-
land vielfach dem F enstermaasswerk zum Grunde liegt, aber, so-
viel ich mich erinnere, niemals an Scheidbögen vorkommt. In den
wohlgegliederten, auf sehr schlanken Bündelpfeilern ruhenden
Scheidbögen sind nämlich auf einer noch viel schlankerdu Säule
zwei aus concentrischen und parallelen Bögen bestehende Arcaden
eingefugt, Welche sich jenem Hauptbogen anlegen und ihn in der
Mitte mit ihrem Bogenfelde stützen. Die nach Westen liegende
Seite des inneren Achteckes, welche den Zugang von demLang-
hau aus bildet, hat sogar zwei solche Stützen von übermässiger
Schlankheit und noch luftigere Bögen. Ueber diesen Arcaden
sieht man im Innern des Kuppelraumes zuerst ein zwar in regel-
weil sie auf schweren Rundsäulen mit unzweifelhaften englischen Reminis-
cenzen durchweg überwölbt ist, und zwar im Mittelsehiffe mit einem halb-
kreisförmigen, in jedem Seitenschiffe mit einem halben Tonnengewölbe, also
nach dem nur in Südfrankreich häufig, in andern Gegenden nur sporadisch
vorkommenden Systeme. S. die Innenansicht nach dem oben angeführten
Werke in Knglefs G. d. Bank. II. 580. Wahrscheinlich ist indessen diese
Wölbung ein späterer Zusatz, so dass die Kirche ursprünglich wie die ganz
ähnliche und grössere zu Aker flach gedeckt war. Die Kirche zu Bergen
ruht auf schweren viereckigen Pfeilern, zeigt aber auch in den Details den
englischen Einfluss.
Bd. IV. 2. S. 437 ff. Quelle ist hier das schon früher angeführte
Prachtwerk von Minutoli, der Dom zu Drontheim, Berlin 1853.