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Schottland.
eben so starke, aber sehr viel höhere und dadurch Schlanker
erscheinende Säulen, von denen etwa auf halber Höhe ihres
Stammes die Scheidbögen ausgehenit).
Der gothische Styl kam ziemlich frühe auf und zwar im
Wesentlichen mit englischen Formen. Die Dienste sind auch hier
als dünne, zarte Säulchen, die Kapitale tellerförmig gestaltet oder
später mit üppig herabhängendem Blattwerk geschmückt, die
Bögen überwiegend in Lancetform, die Gewölbe frühzeitig mit
der Scheitelrippe versehen, der Chor ist mit gerader, meistens
durch mehrere Reihen von Lancetfenstern strahlend beleuchteter
Wand geschlossen. Dabei aber gestatten sich die schottischen
Meister grössere individuelle Freiheit, sie erlauben sich Rund-
bögen einzumischen, und vermeiden die abstracte Consequenz der
englischen Schule. Zu den frühesten gothischen Bauten gehört
die ganz im Norden, in der Grafschaft Murray gelegene, schon
1223 gegründete Kathedrale von Elgin. Aus dieser ersten Bau-
zeit ist aber nur der südliche Kreuzarm erhalten, in welchem von
den zwei Fensterreihen an seinen Wänden die untere lancetför-
mig, die obere aber rundbogig ist. Der Chor, der nach einem
Brande von 1270 neugebaut wurde, ist in reiferem englischen
Style, mit glänzend ausgestatteter Schlusswand, und das noch
jüngere Langhaus gehört zu den schönsten golhischen Kir-
chen Sch0ttland's.
Die grösseste derselben ist die Kathedrale zu Glasgow,
welche im Jahre 1240 und wahrscheinlich zuerst mit der gewal-
tigen, zum Theil durch das abschüssigeTerrain bedingten Krypta
begann. Die Kirche selbst hat, abgesehen von einigen Nebenge-
bäuden, die Gestalt eines einfachen, sehr gestreckten Bechteckes,
indem das KreuzschiH nur durch seine grössere Höhe bezeichnet
ist und auch der niedrige Umgang um den Chor rechtwinkelig
endet. Bemerkenswerth sind die Oberlichter des Chors, indem sie
in einer Weise, wie es in England kaum vorkommen dürfte, aus
drei fast gleich hohen, vereinzelten, aber von einem grösseren
Bogen umschlossenen Lancetfenstern bestehen, über denen dann
das ziemlich grosse Bogenfeld durch drei sehr wunderlich gebil-
dete, maasswerkartige Oeffnungen durchbrochen ist.
e) m. v. s. 237, 238.