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Spanien.
ligeu und Engeln, und den Reliefs aus der Schöpfilngsgeschichte,
mit welchen der ErzbischofTenorio die von 1365 bis 1390 errichteten
prachtvollen Chorschrankeil im Dome zu Toledo schmücken liess,
ihre Schönheit gerühmt, hier aber schon eine grosse Verwandt-
schaft mit deutschen Arbeiten bemerkt. Ebenso sollen die vielleicht
schon dem Anfange des XVJahrhunderts angehörigen Sculpturen
am Hauptaltare von S. Nieolaus zu Burgos, und einige Statuetten
der Jungfrau theils in Elfenbein, theils in farbiger Holzplastik, in
der Sakristei der Kathedrale von Burgos und im Chore von der
zu Salamanca, sehr schön sein, aber zugleich wiederum von so
grosser Aehnlichkeit mit deutschen Sculpturen, dass man auf
einen künstlerischen Zusammenhang schliessen muss. Auch die
nicht sehr zahlreichen Miniaturen, welche man für spanische
Arbeit halten kannte), zeigen keine Eigeuthümlichkeit, sondern
folgen den allgemeinen stylistischen Richtungen der verschiedenen
Jahrhunderte. Die reich mit Gold geschmückten Bilder einer
durch Petrus von Pamplona für Alfons X. ausgeführten, jetzt im
Archiv der Kathedrale zu Sevilla bewahrten Bibel, sollen noch
sehr barbarisch seinw), anziehender die auch durch ihren Inhalt
interessanten Miniaturen in einem im Escorial befindlichen Codex
von 1321, welcher die Brett- und Würfelspiele beschreibtWf-t).
Sie sind leicht colerirt, aber von charakteristischer Zeichnung,
welche unsere Berichterstatter wieder an deutsche Arbeit erinnerte,
während in andern unziveifelhaft spanischen Miniaturen vom
Anfange des XV. Jahrhunderts der Styl sich mehr dem der
niederländisch-französischen Schule zuneigt. Noch sparsamer
sind grössere Malereien dieser Jahrhunderte; sie beschränken
sich auf einige byzantisirende Madonnenbiltlcr, auf die kaum
erkennbaren Reste einer Frescomalerei in einer Grabnisehe der
alten Kathedrale von Salamanca von 1248, und endlich auf die
schon früher erwähnten Deckenmalereien aus dem XIV. Jahr-
i] Passavants Nachrichten (a. a. O. S. 51 H.) gehen wenigstens um
etwas tiefer, als die, welche Stirling in seinem sonst achtbaren Werke;
Annals of the artists of Spain, London 1848, S. 73 ff. mittheilt.
Stirling a. a. O.
"ßj Passavant S. 56. Vgl. auch die Zeitschrift: E1 arte en Espaia,
1862, S. 101 ff.